Ine Poppe on Tue, 11 Mar 2008 13:25:04 +0100 (CET) |
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Re: <nettime> computer critic Joseph Weizenbaum died, age 85 |
Weizenbaum wrote and rewrote this text (see below) over and over again. At first the title was "Was ich am Ende meines Lebens Glaube" Later parts of this, written by JW, were published under the title: "Wir gegen die Gier" When he became 85 years old, for his birthday, this text was published in the Sued Deutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/664/151286/ The text attached, Joseph sent to his friends with the question: what shall i do with this? He send this to me because we just spend a whole day together and i think he got the idea of writing the text during talking to me. I wrote an article in Dutch about this very special time together, about the things he told me, which was published in NRC-Handelsblad, Hollands major paper. On nettime-nl i posted the long version, it is in dutch. Free to translate. Best, Ine Poppe Was ich glaube Joseph Weizenbaum Prof. of Computer Science Massachusetts Institute of Technology (1963 ? 1985) September 12, 2007 1) ?Wer nur ein Hammer hat sieht die ganze Welt als ein Nagel?. (Abraham Kaplan) 2) Die Naturwissenschaft ist nicht die einzige, nicht mal die reichste oder die wichtigste, Quelle der Wahrheit. 3) Das Fundament der Naturwissenschaft ist Glauben, nämlich der Glaube dass die Naturgesetze, nicht nur die die wir heute kennen, im totalen Raum und in der ewigen Vergangenheit und Zukunft herrschen. Kein Experiment kann diesen doch fundamentaler Glaube weder verifizieren noch falsifizieren. 4) Nicht alle Aspekte der Realität sind berechenbar. 5) Die Aufgabe der Wissenschaft ist der Natur Fragen zu stellen. Es gibt unendlich viele Fragen die gestellt werden könnten. Von dem müssen Wissenschaftler die wenige wählen die sie tatsächlich bearbeiten könnten und möchten. Diese Wahl ist von den Zeitgeist der Kultur in der sie getroffen wird stark geprägt, fast determiniert. Es folgt, dass die Naturwissenschaft, sowie die von ihr abgeleiteten Technologien und Instrumentarien, nicht wertfrei sind. Sie erben ihre Werte von den Werten der Gesellschaften in der sie eingebettet sind. In einer hoch militarisierten Gesellschaft sind Wissenschaft und Technologie bei den Werten des Militärs geprägt, in einer Gesellschaft dessen Werten hauptsächlich von Streben nach Reichtum und Macht abgeleitet sind, sind sie entsprechend gestaltet. Die Werte der Wissenschaft eingebettet in einer vernünftigen Gesellschaft würden vernünftig, d.h. human sein. Die von ihr abgeleitete Technologie würde Leben statt Tod dienen. 6) Totale, komplette und völlige Kenntnisse der physikalischen, genetischen, neurologischen Strukturen sowie alle Teile und Eigenschaften und ihre Zusammenhänge eines Lebewesens, genügen nicht um das Lebewesen zu verstehen. Wer, zum Beispiel, alle diese Kenntnisse über ein Ameise hat, aber nicht weiß und zu tiefst begreift, dass die Ameise in einer riesigen Gesellschaft von Ameisen lebt, versteht die Ameise nicht. Dasselbe gilt für das verstehen des Menschen. Es ist in Prinzip unmöglich den Mensch rein wissenschaftlich zu begreifen. 7) Kein Mensch ist eine Insel (John Donne), seine Haut ist nicht seine Grenze. Der Mensch ist ein Element unteilbar von seiner Mitmenschen, in der Tat, von der gesamten Menschheit und ihre Geschichte. Nicht mal sein Tot trennt ihm vom Universum 8) Würde die weltweite Gesellschaft bloß vernünftig sein, könnte das schon erreichte Wissen der Menschheit ein Paradies aus dieser Erde machen. Dass sie in der Tat kein Paradies ist, ist eben nicht weil wir nicht genug wissen 9) ?Wissen ist besser als Ignoranz? (Herbert Simon) ? Ja, aber nicht zu jedem Preis oder in jedem Kontext. 10) Metapher und Analogien, indem sie disparate Kontexte zusammenfügen, bringen neue Einsichten hervor. Fast alles unseres Wissens, einschließlich das wissenschaftliche, ist metaphorisch. Deswegen auch nicht absolut. 11) Information ist weder Material noch Energy. Es ist immer eine äußerst private Leistung, nämlich der Interpretation von Signalen dessen Ergebnis Wissen ist. Information hat, wie, zum Beispiel, die Aufführung eines Tanzes, keine Permanenz. Das Maß der Wahrheit des produzierten Wissens hängt von der Qualität der angewandten Interpretation ab. Kritisches Denken fördert Qualität. 12) Die höchste Priorität der Schule ist den Schülern ihre eigene Sprache bei zu bringen so dass sie sich klar und deutlich artikulieren können, mündlich und schriftlich und auch in ihrer stillen Gedankenwelt. Wenn sie das können, dann können sie auch kritisch denken und die Signale mit den ihre Welt sie überflutet kritisch interpretieren. Wenn nicht, dann werden sie ihr ganzes Leben Opfer von den Klischees und Schablonen die die Massenmedien ausschütten. 13) Es ist nicht möglich eine feste Grenze, weder zwischen Gut und Böse noch zwischen Tag und Nacht, zu zeichnen. Aber der Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist deutlich. Der Mensch kann wissen ob sein Tun und Handeln eher im Rahmen des Tageslichts oder der Nacht ist und sich entsprechen verhalten. Doch sicher ist, dass Krieg, Armut und Hunger ein drittel der Menschheit, die massiv ungleiche Verteilung der Ressourcen der Natur, alle diese Mitternacht sind. Hass ist Mitternacht. Liebe ist Mittag. 14) Der Glaube, dass man in der Mitte des Bösen es dort besser als von draußen ändern kann, ist irre und selbstvernichtend. 15) Die Erfindung der Atombombe leitete eine Diskontinuität in der Geschichte der Menschheit ein. Davor war die totale Auslöschung der Bevölkerung der Erde unmöglich. Heute ist es möglich. Deswegen ist es illegitim Handlungen zu verteidigen weil sie waren ?doch immer? effektiv, zum Beispiel, dass es doch immer Armut, Kriege, Meister und Sklaven gab. 16) ?Alles ist sagbar in Worten, nur nicht die lebende Wahrheit?. (Ionescu) 17) Gott gibt es denn Gott ist Liebe und Liebe ist in uns alle. Das Gebet ist die Suche eines Menschen seine innere Liebe zu finden und, sei es um inner Frieden und Ruhe zu erreichen, eine Not ertragen zu können, sich zu trösten oder ein Weg einen anderen zu helfen zu finden, was auch immer.
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