Krystian Woznicki on Thu, 22 Jun 2000 12:14:19 +0200 (CEST)


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[rohrpost] Fwd: Kulturserver Berlin G a z e t t e, 21.06.



>Lost in Space
>oder: "Ein Logo im Drogenrausch."
>
>Mit dem neuen Gafik-Designer war man zunaechst zufrieden gewesen. Doch als 
>die Besucherzahlen der Weltausstellung deutlich weit hinter den 
>Erwartungen zurueckblieben, und der Funkkontakt  von immer mehr 
>Astronauten samt ihrer Raumschiffe  zu ihrem Heimatplaneten unterbrochen 
>blieb, konnte es nur eine Erklaerung geben: Die Astronauten hatten ihr 
>Ziel nie erreicht. Das Logo der Expo 2000 hatte sie in die Irre gefuehrt.
>
>Konnte der "sprechende Spinat", wie  die Sueddeutsche Zeitung  das 
>Corporate Design mal genannt hatte,  anders als die Astronauten in 
>beschwipste Sinneszustaende  versetzen? Bald wurde der Trip zur Erde zur 
>psychedelischen Reise durch fragmentierte Milchstrassenstroboflashbacks 
>und mosaikoese Sternbild-Nirvanas.  Dass dieses Logo einer der Zeit 
>angemessene Abstraktion des Globus-Ikons war, eine metabolistische 
>Landkarte, die oekonomische, politische, klimatische, spirituelle und 
>militaerische Kreislaeufe   in Echtzeit abbildet, ... dass schien so 
>einleuchtend, wie es einleuchten musste, dass es kein Ausserirdischer als 
>Navigationshilfe verstehen konnte.
>
>Nun hatte die Expo-Leitung jenen Mann wieder anheuern koennen, der fuer 
>die vorbereitenden Kampagnen verantwortlich zeichnete. Ein wahres Medium! 
>Er hatte es geschafft, unterschiedliche Konzerne von EINER visuellen 
>Strategie zu ueberzeugen. Dafuer war man ihm noch immer dankbar. Um so 
>unwilliger hatte man damals seine Kuendigung zur Kenntnis genommen, so 
>kurz vor dem Ziel. Nachdem bereits ein distinktiver visueller Code 
>erarbeitet wurde: Weltweit wuerde man Werbungen schalten, die das Ikon des 
>Globus in verschiedenen Aggregatszustaenden variierten. Alle sollten mit 
>Blick auf die kommende Expo das Gefuehl haben, sie schwebten schwerelos im 
>Weltraum, sie seien Astronauten. So - hatte man gehofft  koennte die 
>steigende Massenparanoia angesichts der Besucher aus anderen 
>Sonnensystemen  - die friedliche Invasion, wie es im Volksmund hiess - in 
>eine weltweite Woge des Space-Fiebers gemuenzt werden. "Wir alle sind 
>Astronauten!" sollte das Motto der Kampagne deshalb heissen.
>
>In diesem Augenblick schien die Vergangenheit jedoch irrelevant,  einzig 
>die Auftragslage zaehlte: das Buero Graphickers musste schleunigst mit 
>einem neuen Plan aufwarten, eine Navigationshilfe musste her. Zwecks 
>Brainstorming  nahm er denn auch drei praegnante Entwuerfe aus der 
>Vorbereitungsphase zur Hand.
>
>Da war dieses einfache, aber umso wirksame Bild mit Mika Haekkinen auf der 
>Mondoberflaeche stehend, ein Handy in der Hand. Die Telekom war mit der 
>Idee sofort einverstanden, den finischen Rennfaher nicht in einen Renn- 
>bzw. Astronautenanzug steigen zu lassen. Ihn einfach mit einem modischen 
>Herrenanzug der Marke Yamamoto auszustatten schien perfekt mit der 
>uebergreifenden Rhetorik zu korrespondieren.   Dann nahm er die Kampagne 
>des ZDF "Mit dem zweiten sieht man besser" unter die Lupe. Lange hatte man 
>geraetselt wie der Slogan erfolgreich mit der Aufgabe aus zwei Augen, eins 
>zu machen, kombinierbar sei. Bis dann die Idee mit dem neuartigen Gruss (: 
>mit Fingern der einen Hand, ein Auge zu verdecken) geboren 
>wurde.  Ausserirdischen-Gruss und zugleich die Spiegelung des Globus-Ikons 
>(:die Iris) im Auge, was den Standpunkt der Portraitierten sprichwoertlich 
>REFLEKTIEREN sollte - ein Geniestreich, fast schon zu gerissen. Deshalb 
>wandte er sich schliesslich einer Becks-Werbung zu, ein Clip, der zum 
>Jahrhundertwechsel lief. Es schien ihm, als koennten dessen Kernideen 
>direkt auf die Expoproblematik abgebildet werden. Der Planet Erde wird 
>darin aus der Sicht von Ausserirdischen zum Party-Hotspot erklaert. Ein 
>weltraumgestuetztes Bild der Erde dient dementsprechend als"navigational 
>aid". Letztenendes wird das Bild des blauen Planeten, von einem genauso 
>grossen und runden Becks-Bierdeckel ueberlagert, Schnitt: Menschenmassen 
>mit Becksbier in der Hand...
>
>1. http://www.ups.com
>2. http://www.cnn.com
>3. http://www.unicef.org
>4. http://www.wto.org
>5. http://www.globus.net
>
>Fuer die kommenden Tage waeren folgende Veranstaltungen im 
>Terminkalender  aufzunehmen:
>
>22.06.
>
>K o n g r e s s : Mit thematischen Leitlinien wie "Wie bewegt sich die 
>europaeische Stadt?" beabsichtigt der viertaegige Kongress "Floating 
>Cities" zu einer Diskussion beizutragen, wie die raschen Veraenderungen 
>der Staedte zu bewerten sind. Durch die Einbeziehung spiritueller 
>Positionen, der Kuenste und der Neuen Medien ergeben sich eine Vielzahl, 
>zum Teil auch ungewohnter Perspektiven, aus denen die europaeische Stadt 
>gesehen werden kann. Gaeste (uva): Thomas Bayrle, Yana Milev, Hans-Ulrich 
>Obrist, Mario Botta. Senator Strieder eroeffnet die Veranstaltung. Ort: 
>Haus der Kulturen der Welt (http://www.hkw.de), John-Foster-Dulles-Allee 
>10,  ab 9.30 Uhr.
>
>27.06.
>
>K i n o : Die Region Okinawa, Veranstaltungsort des diesjaehrigen 
>G8-Gipfeltreffens, ist Beweis dafuer, dass Japan nicht von einer homogenen 
>Kultur gepraegt ist. Im Rahmen einer japanischen Filmreihe bietet der 
>Schwerpunkt "Okinawa in Berlin" die Moeglichkeit das fernoestliche Land 
>von einer anderen Seite kennenzulernen. Waehrend das Sonderporgramm im 
>Juli mit Nagisa Oshimas "Natsu no Imoto" fortgesetzt wird, ist als einer 
>der Auftaktfilme Yosuke Nakagawas "Blue Fish" zu sehen. Ort: Arsenal 
>(http://www.fdk-berlin.de), Sony Center, Potsdamer Str.2, 19 Uhr.
>
>Bis naechste Woche,
>
>Krystian Woznicki
>mailto:krystian@snafu.de
>
>PS: Haengt die Focusierung der Medien auf das Berliner Kunstschaffen und 
>den Berliner Kunstmarkt hauptsaechlich mit der allgemeinen Aufwertung 
>Berlins als Hauptstadt zusammen oder hat sich die Berliner Kunstszene 
>davon unabhaengig entwickelt? In wie weit orientiert sich die Berliner 
>Kunstszene an den Umbruechen in der Berliner Republik oder nimmt sie diese 
>Aspekte kaum zur Kenntnis? Hat Berlin eine "eigene" Sprache/Farbe/Note in 
>der Kunst gefunden, oder pluendert es den Rest der Republik bzw. 
>ueberformt ihn? Wie beurteilen Aussenstehende die Entwicklungen Berlins? 
>Unter diesen Leitfragen findet seit geraumer Zeit unter 
>(http://www.interzones.de/congress) eine On-line Diskussion zur Zukunft 
>Berlins statt.
>
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>
>Kulturserver (http://www.kulturserver.de) wurde 1998 vom PONTON EUROPEAN 
>MEDIA ART LAB
>(http://www.ponton.de) ins Leben gerufen. Als regionale Online Community
>fuer Kunst und Kultur bietet es eine kostenlose Plattform fuer Kuenstler
>und Kulturschaffende, die sich auf selbstgestalteten Homepages
>praesentieren, Veranstaltungen in dem Kalender veroeffentlichen, einen
>Webmail Service nutzen und selbstproduzierte Radio- und Videoprogramme live
>senden koennen. Auf Einladung von Kulturserver Berlin fassen vorort taetige
>Journalisten und Kenner der Kulturszene ihre Beobachtungen und Eindruecke
>in einer woechentlich zirkulierenden G a z e t t e zusammen. Die
>Redaktion will die G a z e t t e auf Grund der grossen Nachfrage erweitern
>und sucht nun Sponsoren. Wenn Ihnen die G a z e t t e gefaellt, koennen Sie
>unter (http://www.kulturserver.de/cgi-bin/newsletter) die email-Adresse von
>Freunden und Bekannten eingeben. Diese erhalten sie dann ebenfalls
>woechentlich.
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