Krystian Woznicki on 29 Aug 2000 14:59:24 -0000 |
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[rohrpost] Berliner Gazette, 30.08. |
Capitol-ismus oder : "Willkommen in Restdeutschland." Bei dem Wort "Ausfahrt" (1) muss David Goldberg immer lachen. Er konnte auch nach zwei Wochen auf echten deutschen Autobahnen im Miet-Volvo (2) immer noch nicht an sich halten. David ist DJ und Amerikaner, und das ist auch schon die Pointe. Wir waren unterwegs von Koeln (3) ueber Hamburg (4) nach Berlin (5, 6). Fuer Amerikaner sind deutsche Autobahnen immer cool. Auch wenn die Wirklichkeit genauso aussieht wie jeder Highway in New Jersey ("I cant believe how green it is") und hoechst selten den amerikanischen Erwartungen von tiefer gelegten Beton-Canyons in postnuklearen Industriegebieten entspricht: Man kann Gas geben, zwischen Hamburg und Berlin. Und von Adolf ist sie auch, die Autobahn. Und macht Spass. A propos Spass: Irgendwo zwischen Zarrentin und Suckow hoere ich David leise "Fun, Fun, Fun auf der Autobahn" murmeln und mir wird schlagartig klar, dass die meisten Menschen dieser Erde UNSEREN legendaeren Kraftwerk Autobahn Hit für einen Beach Boys Remix halten muessen. DJ's ganz besonders. Ich wohne in Hamburg (7), St. Pauli, und die inzwischen woechentlich auftauchende Frage "Warum sind wir eigentlich noch nicht alle nach Berlin gezogen?" hat nach eingehender Recherche im engsten Freundeskreis des Autors hauptsaechlich polemische Antworten hervorgebracht. Wer da wo unfreundlicher ist, was die Nachteile eines erstklassigen Kulturangebots seien, welche Hipster in Wirklichkeit total unqualifiziert sind und das hueben schon laengst gehandelt wird, was man drueben noch fuer Avant-Garde haelt. Jan (8), Hamburger in Berlin mit Berliner Freundin in Hamburg kommentiert: "Warum nach Berlin ziehen, wenn der HSV seit '83 zum erstenmal wieder in der Championsleague spielt?". Schon was dran, aber dann sollte man doch lieber gleich nach Muenchen. Also abgesehen vom Sport, Jan nochmal: "Hamburg ist Hamburg und Berlin ne Metropole". Na also. Das kann man weiterdiskutieren oder so stehenlassen. Ich persoenlich mag eigentlich nur den Hype nicht und wuensche an dieser Stelle allen Berlinern, denen er gerade wie ein Tsunami(9) ueber den mit IPO (10) gewaschenen Koepfen hereinbricht ein glueckliches Haendchen im Umgang damit. Und all denen, die mich zunehmend mit dem "Dicker du verpennst grad nen geilen Trend" Gesichtsausdruck fragen, warum ich noch nicht nach Berlin gezogen bin, folgendes: Der deutsche Beta Lounge Server (11) steht schon in der Hauptstadt, und befindet sich guten Haenden. So gesehen ist ein wichtiger Teil von mir argumentativ im Trockenen. Der andere Teil bleibt persoenlich. David ist wieder in San Francisco, und das ist auch ne schoene Stadt. (12) Ole Luetjens, Beta Lounge mailto:ole@betalounge.de 01. http://www.liquidinvestments.com/ausfahrt.cgi 02. http://www.superguenstig.de 03. http://www.popkomm.de 04. http://www.pudel.com 05. http://www.wmf-klub.de 06. http://www.scape-music.de 07. http://www.365-farben-grau.de 08. http://www.raketik.com 09. http://www.tsunami.org 10. http://www.ipo.com 11. http://www.betalounge.de 12. mehr http://www.kulturserver.de/cgi-bin/view_korrespondent?id=303 Für die kommenden Tage sind folgende Termine in Deinen Kalender aufzunehmen: Mi - 30.08. C l u b : Wenn man eine richtig gute Briefmarkensammlung hat, dann geht man damit an einen bestimmten Ort und bekommt vielleicht richtig viel Geld. Wenn man eine gute Plattensammlung und richtig Talent hat, dann geht man damit in einen Club und wird vielleicht richtig beruehmt. Seit knapp einem Monat kann man nun auch mit Exponaten anderer Faehigkeiten und Hobbies ins lovelite (www.lovelite.exit.de) gehen, wo Klanginstallationen und Hoerspiele in einem ausrangierten Bus den Nachthimmel beschallen. Immer Mittwochs ist Nacht der Hoerraeume, Freitags Hip-Hop, Funk und Breakbeat. Ort: Lovelite, Simplonstr. 38/40, Friedrichshain, 22 Uhr. Fr - 01.09. D i s c o : In Berlin wurde per Flugblatt und Erzaehlen ein Ort und ein Zeitpunkt bekanntgegeben, mit der Aufforderung von zuhause batteriebetriebene Radios mitzubringen; vor Ort steht eine Limousine mit einem Radiosender und einem Mini-Musik-Studio drin; hier erfaehrt man die Frequenz. Die mitgebrachten Radios bilden zusammen ein mobiles Stereo-Surround-Sound-Speaker-System im oeffentlichen Raum... Mit vielen Special Guests, u.a. Dominic Eichler. Ort: Eingang zum Fernsehturm, Alexanderplatz, ab 16 Uhr. Sa - 02.09. K o n z e r t : Uwe Schmidt, ein Deutscher, der in Chile wohnt, programmierte Kraftwerk auf Latino. In einem Telepolis-Interview sagt er ueber das Senor Coconut-Projekt: "Anfangs hatte ich vor, mir eine Latin Kombo zu suchen, denen die Kraftwerk Stuecke vorzuspielen, und deren Interpretationen aufzunehmen. Je laenger ich darueber nachdachte, um so konkreter wurden die Versionen in meinem Kopf, so dass ich irgendwann das Ganze nicht mehr in fremde Haende geben und die Umsetzung des Ganzen 100% selber machen wollte." (http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/3561/1.html) Der Chart-Stuermer steht nun auch endlich in Berlin auf der Buehne. Ort: Maria am Ostbahnhof, Strasse der Pariser Kommune 8-10, 22 Uhr. Bis naechste Woche, Krystian Woznicki mailto:krystian@snafu.de PS: Die renomierte International Computer Music Association (1) veranstaltet seit 1974 Fachtagungen fuer die Spezialisten der internationalen Computer Musikszene. Berlin, die neue Haupstadt des Festivals, ist Gastgeber der ICMC 2000 (2). Der japanische Musik-Kurator Shinji Kanki besucht eigentlich die Ars Elektronica in Linz. Was er dieses Jahr in Berlin macht, beantwortet er Klaas Glenewinkel in einem Schnellinterview. (3). 1. http://www.computermusic.org/ 2. http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/musik/3564/1.html 3. http://www.kulturserver.de/cgi-bin/view_korrespondent?id=302 Impressum Berliner Gazette - das woechentliche Mini-Feuilleton im elektronischen Briefformat, wird von www.kulturserver.de herausgegeben Redaktion Berliner Gazette Klaas Glenewinkel Ulrike Rogler Anne Schreiber Krystian Woznicki (V.i.S.d.P.) 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