Anne Schreiber on 30 Jan 2001 20:52:35 -0000 |
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[rohrpost] Berliner Gazette, 31.01. |
Liebe Rohrpost-Gemeinde, Wir arbeiten am Internet-Auftritt der Berliner Gazette, wo Sie in Kuerze ein Forum finden werden. Falls Sie bereits ein Berliner Gazette-Abo haben, bitte ich Sie sich im Zuge dieser Umstrukturierung unter folgender Adresse neu anzumelden: http://www.berlinergazette.de. Sollten Sie dies im Laufe der kommenden Woche versaeumen, wird ihr Abo der Berliner Gazette automatisch geloescht. Falls Sie die Berliner Gazette nur ueber die rohrpost beziehen, sollten sie ebenfalls >vorgewarnt< sein: Ab Februar wird das Mini-Feullieton im elektronischen Briefformat woechentlich nur noch ueber den Kulturserver beziehbar sein. Mit freundlichen Gruessen, Benjamin Heidersberger Kulturserver Herausgeber ---------------------------------- Wortbilder oder: >>Willkommen im transalphabetischen Zeitalter.<< [..] E-Glosse: Ulrike Rogler, freie Journalistin [1] Bisschen Metall, bisschen Porzellan. Zu schwach fuer das moderne Leben. Es war bloss die Stereoanlage, der PC, die Schreibtischlampe und die Waschmaschine. Das war ihr zu viel - der Sicherung in meiner Wohnung. Jetzt sitze ich bei schwacher Beleuchtung an meinem Kuechentisch, lausche dem Rauschen meiner Gasheizung, ein weisses Blatt Papier und ein Kugelschreiber. Internet-Literatur am Rande der Bildwerdung. Ein Bericht von Hand. Zitat: Moving away from Noveldesign and its utter dependency on a limited set of options that leave the contemporary writer with very little to strategize with, we can now see emerging in cyberspace yet another model of language practice that purposely blurs the distinction between image and text, page and screen, sonic and visual, publication and exhibition. I would call this emerging model of language production Designwriting. (Mark Amerika[1]) Hier verschmelzen nicht nur bisher getrennte Medien. Es geht womoeglich auch um eine neue Form des Erzaehlens. Die zeitliche Dimension des Erzaehlens und die kausale Beziehung der einzelnen Handlungen kann beispielsweise durch Formen des Hypertext [2] gebrochen werden. Handlungen verzweigen sich, koennen sich veraesteln, wieder zusammentreffen oder weit voneinander entfernt enden. LeserInnen lesen von ganz unterschiedlichen Begebenheiten, obwohl sie den selben Text zu lesen beginnen. Nicht nur die Struktur der Erzaehlung veraendert sich, auch der Text wird neu angeordnet. Er wird designed. Text gestaltet einen dreidimensionalen Raum. Die Bedeutung des Wortes entnimmt man nicht nur dem Wort selbst, sondern auch seiner raeumlichen Stellung. Das ist in jedem einfachen Satz so, aber im Cyberspace hat das Wort mehr Moeglichkeiten nach vorne oder nach hinten verschoben zu werden. Optische und akustische Momente unterstuetzen das Wort oder nein: sie fliessen mit ihm zusammen, werden zu etwas Neuem, ueber dessen Namen noch Uneinigkeit herrscht: paralleles Erzaehlen, Subtexte, Hypertext oder Designwriting sind nur einige der Varianten, auf die man stoesst. Uebrigens: Einst war auch das Wort >rauchen<, das den Vorgang des Inhalierens von brennendem Tabak beschreibt, noch nicht erfunden. Man sprach eine Weile vom Tabak->Trinken<. Wenn es heisst, Worte, Bilder und Toene vermischen sich zu etwas Neuem, dann ist ueber die Form des >Vermischens< [3] noch nicht viel ausgesagt. Das Berliner Projekt 150-Net kombiniert verschiedene Darstellungen durch einen Parallel-Auftritt. Durch ein Splitscreen werden den UserInnen gleichzeitig in unterschiedlicher medialer Form realisierte Beitraege zu einem gefuehrten Interview praesentiert, Filmmitschnitte des Gespraechs, Animationen als visuelle Erlaeuterung und Text bieten breitgefaecherte Informationen.[4] Sprache also als Multimedia? Eine ganz andere Frage brennt mir auf den Naegeln: Wie bringe ich an einem Sonntagabend den Strom in meiner Wohnung wieder zum Fliessen? Ich hatte mich doch schon so auf die Minimalform der Fernsehinteraktion gefreut: MoerderInraten bei >Polizeiruf 110<. 1. mailto:ul.rogler@t-online.de 2. http://www.altx.com/ 3. http://www.eastgate.com 4. http://www.comic-surf.de/ 5. http://www.net-150.de Fuer die kommenden Tage sind folgende Termine in Deinen Kalender aufzunehmen: Do 01.02. V o r t r a g : Anhand jetzt zugaenglicher Akten zeigt >>Eingegrenzt Ausgegrenzt. Bildende Kunst und Parteiherrschaft in der DDR 1961-1989<<, wie SED und MFS den Kuenstlerverband und die Akademie der Kuenste ideologisch ausgerichtet haben. Hannelore Offner, Ko-Herausgeberin der Studie, wird in ihrem Vortrag davon berichten wie das MfS als verlaengerter Arm der SED in enger Abstimmung und Verpflechtung mit dem Kuenstlerverband und anderen kulturellen Institutionen Maler, Grafiker und Bildhauer ueberwachte und die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit bis hin zu >Zersetzungsmassnahmen< zu lenken versuchte. Ort: Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung [http://www.kas.de], Tiergartenstr.35, 18.30 Uhr. Mo 05.02. W o r k s h o p : Die Dot.com-Pleite ist in aller Munde [http://www.heise.de/newsticker/data/mbb-29.01.01-001/]. Massenhaft Entlassungen. Zeit fuer Gewerkschaften sich in Krisenherden der New Economy einzunisten. Aus gegebenem Anlass haben fuenf Studenten an der HdK ein Forschungsprojekt zum Thema >Gewerkschaften in der New Economy< ins Leben gerufen, um u.a. in oeffentlichen Workshops mit IT-Experten zu diskutieren. Ort: IG Metall-Haus Berlin, Alte Jakobstr. 149 (Ecke Lindenstrasse), 19.00 Uhr. Die 06.08. K o n g r e s s : Das Projekt >Suchbilder< [http://www.suchbilder.de] arbeitet an der Schnittstelle von Filmarbeit, Bildwissenschaften und Bilderstroemen im Netz. Bei dem dreitaegigen Event werden filmische Praxis, Bildsuchmaschinen und Bildtheorien vorgestellt. Ziel ist es, einen Blick auf zukuenftige, stark visuell gepraegte Kommunikation zu entwerfen. Das Event fuehrt drei Bereiche zusammen, die am Standort Berlin stark vertreten sind die Filmstadt, die Wissenschaften der Bilder (Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Informatik) und den Medienstandort - um Anstoesse fuer Loesungen und Fragen einer kuenftigen visuellen Kultur zu geben. Ort: Kunst-Werke [http://www.kw-berlin.de], Auguststr.69, ab 11 Uhr. Bis naechste Woche, Anne Schreiber mailto:anne.schreiber@student.hu-berlin.de PS: Sein Name ist Matthieu Laurette, sein Alter 30 Jahre, sein Beruf: Kuenstler. Und seine Staatszugehoerigkeit ist franzoesisch. Er hat eine Seite ins Netz gestellt, denn er braucht Ihre Hilfe und Ihre Aufmerksamkeit [http://www.citizenship-project.com/usa/]. Helfen Sie ihm, US-Staatsbuerger zu werden. Die amerikanische Staatsbuergerschaft kann man entweder durch Geburt oder durch >Naturalization< erhalten. >Naturalization< bedeutet einen Job und eine Wohnung zu haben, einen gewissen Lebensstandard zu erreichen oder eine Ehe zu fuehren. Alle Angebote werden einer ernsthaften Erwaegung unterzogen. 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