Ingeborg Reichle on 27 Mar 2001 11:59:35 -0000 |
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[rohrpost] Prometheus: Neue Medien in der Bildung |
Neue Medien in der Bildung: PROMETHEUS - Das verteilte digitale Bildarchiv fuer Forschung und Lehre von Ingeborg Reichle, Humboldt Universitaet Berlin Die Foerderung einer dauerhaften und breiten Integration der Neuen Medien als Lehr-, Lern- und Kommunikationsmittel in den Faechern Kunstgeschichte und Archaeologie sowie die qualitative Verbesserung der Lehrangebote durch Medienunterstuetzung wird von April dieses Jahres an in dem Projekt PROMETHEUS - Das verteilte digitale Bildarchiv fuer Forschung und Lehre umgesetzt (URL: http://www.prometheus-bildarchiv.de). Das Verbundprojekt wird durch das Bundesministerium fuer Bildung und Forschung (BMBF) fuer drei Jahre mit fast 3,5 Millionen DM im Rahmen des Programms "Neue Medien in der Bildung" gefoerdert. KunsthistorikerInnen, ArchaeologInnen, InformatikerInnen, MediendesignerInnen, MediendidaktikerInnen und Studierende der beteiligten Disziplinen werden in diesem Projekt eng zusammenarbeiten und eine internetbasierte Wissensplattform fuer die Faecher Kunstgeschichte und Archaeologie entwickeln. An der Umsetzung des Projekts sind neben dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt Universitaet zu Berlin, das seit 1993 einen deutlichen Schwerpunkt im Bereich der Neuen Medien und geisteswissenschaftlichen Datenbanken gesetzt hat, auch die Fachbereiche Design und Informatik der Hochschule Anhalt (FH) in Dessau und Koethen beteiligt, die sich speziell der Visualisierung von Datenbankabfragen und dem Design didaktischer Module im Bereich von "Distance Learning" und visueller Kommunikation widmen. An der Justus-Liebig-Universitaet in Giessen wirken sowohl die Professuren fuer Kunstgeschichte als auch die Professur fuer Klassische Archaeologie am Projekt mit. Seit Beginn der 90er Jahre wird in Giessen die Nutzung fachspezifischer text- und bildorientierter Datenbanken vorangetrieben und wurde im Seminarbetrieb beinahe gaenzlich von der analogen Diaprojektion auf digitale Bildpraesentation umgestellt. Die Koelner Universitaet ist mit drei Instituten im Projektverbund vertreten: dem Institut fuer Kunstgeschichte (Projektkoordinierung), das in der Lehre und Forschung die bildende Kunst und Architektur vom Mittelalter bis zur Moderne vertritt, dem Institut fuer kulturwissenschaftliche – historische Informationsverarbeitung, einem genuin interdisziplinaeren Studiengang im Sinne einer geisteswissenschaftlichen Fachinformatik, und schliesslich dem Seminar fuer Paedagogische Psychologie, an dem seit Jahren multimediale Lehr- und Lernmodule erfolgreich entwickelt werden. In dem Verbund Prometheus werden die heterogenen Bild- und Textressourcen der einzelnen Institute orts- und systemunabhaengig vernetzt, mediendidaktisch visualisiert und den Studierenden und Lehrenden zur Verfuegung gestellt, um mit virtuellen Lehr- und Lernumgebungen die Praesenzlehre zu ergaenzen und das Selbststudium zu foerdern. Darueber hinaus werden von dem Verbund auch die notwendigen Werkzeuge zur Konstruktion und Adaption dieser Lehr- und Lernmodule bereitgestellt, so dass die Teilnehmer sowohl Nutzer als auch Anbieter und Produzenten von Informationsmodulen werden koennen. Damit kommt der Verbund dem Wunsch der beteiligten Institute zur Erhaltung der heutigen Bandbreite an methodischen und inhaltlichen Schwerpunkten nach, indem er den Instituten didaktisch ausgereifte und einfach zu bedienende Module an die Hand gibt, die sich im Allgemeinen zwar an fachspezifischen Inhalten von Bild- und Textinformationen orientieren, deren spezielle Bestimmung und Art der Anwendung jedoch dem Anwender ueberlassen werden. Prometheus verfolgt ausserdem das Ziel, die analogen Medien des kunstwissenschaftlichen und archaeologischen Lehrens und Arbeitens in digitale Medien zu ueberfuehren, wobei die bisherige Organisation der visuellen Vermittlung von Lehrinhalten mittels Lichtbildprojektion und Dia nicht nur in eine digitale Form uebertragen und abgebildet werden soll, sondern darueber hinaus ein fundiertes und tragfaehiges Wissen erworben werden muss, wie Computermedien und digitale Bilder im Lernprozess wirken und in welcher Weise diese fuer ein effizientes Lernen und Lehren eingesetzt werden koennen. Kernvorhaben ist der Aufbau einer internetbasierten Wissensplattform, die unter anderem die heterogenen dezentralen Bildarchive, welche die beteiligten Institute auf hausinternen Servern und in eigenen Bilddatenbanken aufbauen, zusammenfuehrt. Die Inhalte der beteiligten Forschungsdatenbanken reichen von archaeologischen Materialien bis hin zu aktuellen Kunstentwicklungen wie der Virtuellen Kunst aus dem Computer. Ueber die Visualisierung von Datenbankabfragen durch Module, wie z.B. die an der Fachhochschule Anhalt in Dessau entwickelte Timeline, werden visuelle Such- und Auswahlfunktionen zur Verfuegung gestellt, die dem Nutzer den Zugriff auf grosse und komplexe Datenmengen in den jeweiligen Bildarchiven erleichtert. Zeitgleich werden didaktische Module fuer die Praesenzlehre und das Selbststudium in den Faechern Kunstgeschichte und Archaeologie mit einem mediendidaktischen Anspruch entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit Designern visualisiert, um ein Hoechstmass an Nutzerfreundlichkeit und Akzeptanz sowohl bei den Studierenden als auch bei den Lehrenden zu finden. Am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt Universitaet werden in Zusammenarbeit mit dem vor zwei Jahren dort eingerichteten studentischen WEB-Team die didaktischen Module auf die Kompatibilitaet mit den Arbeitsweisen der Studierenden hin erprobt und weitergedacht, um die Ergebnisse schliesslich wieder in die Entwicklung einfliessen zu lassen. Das Projekt verfolgt eine prinzipiell offene Struktur, an die zukuenftig von allen Teilnehmern neue Lernmodule angefuegt werden koennen, um die Selbstaendigkeit der einzelnen Datenbanken und Institutionen zu leisten und nicht zuletzt eine Vielfalt an berufsqualifizierenden Ausbildungsmoeglichkeiten im Bereich digitaler Lehr- und Lernmedien an den Universitaeten zu foerdern. Medienkompetenz sowohl der Lehrenden als auch der Studierenden zu foerdern, ist ein Kernanliegen des Projektes. Dies zeigt sich in der dezentralen Struktur des Verbundes, die an allen Instituten von der Digitalisierung ueber die Recherche im Internet bis zur digitalen Bildpraesentation den Umgang mit den neuen Medien verlangt und damit unterstuetzt. Ausserdem soll bei der Entwicklung von Lehr- und Lernmodulen besonderes Augenmerk auf die Einbindung von technischen und visuellen Strategien gerichtet werden, die sich einer geschlechtsspezifischen Technologienutzung bewusst sind und eine Technologienutzung insbesondere von weiblichen Studierenden foerdert. In der modernen Informationsgesellschaft ist Medienkompetenz, speziell der Umgang mit dem Computer und dem Internet eine wichtige Voraussetzung fuer die Teilhabe am kulturellen Wissen unsere Gesellschaft geworden. In den Studiengaengen Kunstgeschichte und Archaeologie zeigt sich hier ein Kompetenzgefaelle zu Ungunsten von Frauen, das in diesen Faechern besondere Folgen hat. Gerade dieses Professionalisierungsfeld ist seit einigen Jahren von einschneidenden Veraenderungen betroffen. In der Grosszahl der Museen und Sammlungen wird schon heute auf eine computergestuetzte Dokumentation umgestellt. Auf diese Weise veraendert das digitale Bild die Ordnung und den Zugriff auf museale Archivierungs- und Praesentationstechniken. Dies hat zur Folge, dass die Berufschancen ohne Medienkompetenz in diesem Berufsfeld rapide sinken. Auf diese Entwicklung will das Projekt Prometheus im Kontext der universitaeren Ausbildung und Lehre reagieren und sich den Herausforderungen stellen, die mit der Digitalisierung in der Welt des 21. Jahrhunderts einhergehen. Mit Prometheus entsteht eine vernetzte Wissensplattform basierend auf digitalen, verteilten Ressourcen mit didaktischen Modulen, die nach dem Projektende als Open-Source System unter den GNU Public License zur Verfuegung stehen wird. ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost