thomas thaler on 27 Aug 2001 14:06:19 -0000 |
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[rohrpost] Wizards of OS nimmt Gestalt an |
Wizards of OS 2 Offene Kulturen & Freies Wissen Internationale Konferenz im Haus der Kulturen der Welt Berlin 11.-13. Oktober 2001 http://wizards-of-os.org/ "Die Freiheit des Wissens zu verteidigen, ist wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe, die wir in der Zukunft vor uns haben." (Prof. Dr. Norbert Szyperski auf den Wizards of OS 1) Die freie Software hat bewiesen, dass Freiheit, Offenheit und Gemeinschaft funktionieren. Und das zumal in einem Technologiefeld, das den Kern der digitalen "Wissensgesellschaft" und somit Austragungsort eines scharfen Wettbewerbs bildet. Es erscheint vollkommen unwahrscheinlich, dass in einem Marktsegment, das von Groessen wie Microsoft, Sun und IBM ueber 30 Jahre hinweg aufgebaut wurde, locker organisierte Gruppen freier Entwickler Anteile von 60 Prozent erlangen. Dass diese Unwahrscheinlichkeit Wirklichkeit wurde, macht sie zu einer der grossen Auseinandersetzungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Inzwischen haben freie Computer-Programme wie GNU/Linux und Apache ihre Qualitaet laengst bewiesen und Microsoft darf man gerichtlich abgesichert als Monopol bezeichnen. Um den andauernden Streit von David und Goliath ist es ruhiger geworden. Was uns jedoch noch lange beschaeftigen wird, ist der Glaubwuerdigkeitsverlust der proprietaeren, industriellen Produktion und Distribution von Wissensguetern sowie der Respektgewinn fuer seine Alternative: eine freie, offene Kooperation der kollektiven Intelligenz. Wie Richard Stallman, einer der Gruendervaeter und Bannertraeger der Bewegung zu sagen pflegt, es geht nicht um die Software, sondern um die Gesellschaft in der wir leben wollen. Die "Wizards of OS 2" gehen -- ebenso wie die WOS 1 im Juli 1999 -- von der freien Software aus und fragen, welches Licht sie auf unsere Wissensordnung als ganze wirft. Welche neuen Werkzeuge entstehen, die eine offene Kooperation unterstuetzen? Wie wirken sich die verschiedenen Formen des "geistigen Eigentums" wie Urheberrechte und Patente aus? Was bedeuten sie fuer das wirtschaftliche Wissensmanagement, die Wissenspraktiken der Privatpersonen und fuer den Austausch im Nord-Sued-Verhaeltnis? In einem Graswurzelprozess bilden sich Gemeinschaften, die gemeinsam Enzyklopaedien, Lehrmaterialien oder Musik erstellen. Doch wie steht es um das gesellschaftliche oeffentliche Wissen in den Bibliotheken und Archiven, in der Schul- und Hochschulbildung, im Peer-to-Peer-Verfahren der Forschung, im oeffentlich-rechtlichen Rundfunk und der staatlichen Verwaltung? Nach anderthalb Jahrhunderten, in denen Autorensubjekt und Geniekult die Wissensordnung bestimmten, bricht sich nun eine kollektive Intelligenz Bahn. Wie muss sich die Infrastruktur des Wissens wandeln, um sie optimal zu unterstuetzen? Die WOS 2 handeln von Menschen, die an denselben Problemen arbeiten und, anstatt miteinander zu konkurrieren, offene Gemeinschaften bilden, ihre Antworten austauschen, voneinander lernen und gemeinsam etwas Groesseres schaffen als die Summe der Teile. Erst eine Vorstellung vom generellen Trend zur Verschaerfung der Kontrolle durch die Wissensgueterindustrie laesst die Groesse der Revolution erkennen, die die freie Software darstellt. ### THEMEN ### Hier kann nur eine kleine Auswahl der Themen genannt werden, die auf der WOS 2 in Vortraegen, Diskussionen, Tutorials, kuenstlerischen Beitraegen und informellen Gespraechen zur Sprache kommen. Ueber den aktuellen Programmplanungsstand koennt ihr euch informieren unter: http://mikro.org/Events/OS/wos2/topics.html Die jeweils neueste Liste der Vortragenden findet ihr unter: http://mikro.org/Events/OS/wos2/speakers.html. *** Freie Software *** Als 1998 IBM eine Lizenz fuer den freien Webserver Apache erwerben wollte, fand das Unternehmen nicht einmal ein vertragstaugliches Gegenueber. Heute haben Hard- und Software-Firmen ihre eigenen Open-Source-Abteilungen eingerichtet. BRUCE PERENS (Strategieberater Open Source bei Hewlett Packard) und TOM SCHWALLER (Gruender des Linux-Magazins und Linux Enterprise Spezialist bei IBM) kommen beide aus der freien Bewegung und sind heute bei grossen Unternehmen beschaeftigt. GEORG GREVE (Praesident der Free Software Foundation Europe) hat sich zum Ziel gesetzt, das Business-Modell freie Software in Europa breiter zu etablieren. Sie diskutieren ueber das gegenwaertige Verhaeltnis zwischen einer freien sozialen Bewegung und den Unternehmen. In einer Software-gestuetzten Wissensumwelt sind es die Designmerkmale der Programme, die die sozialen Austauschprozesse stuetzen. Napster hat Peer-to-Peer-Protokolle beruehmt gemacht. Der beste Kenner der P2P-Welt in Deutschland, ERIK MOELLER, sieht eine wahre Medienrevolution im P2P- Journalismus und hat ein Panel mit drei fuehrenden Entwicklern und Betreibern solcher selbstorganisiernder Nachrichten-Websites zusammengestellt. Content Management Systeme (CMS) helfen Redaktionen und Gemeinschaften, gemeinsam Informationen aufzubereiten und zu publizieren. HERBERT A. MEYER (artop-Institut, Humboldt-Universitaet zu Berlin) wird das Panel moderieren, auf dem sich acht ausgewaehlte freie CMS-Projekte vorstellen und auf ihre Nutzbarkeit hin befragt werden. So betrachtet ist es offensichtlich, dass es sich bei Software um Kultur handelt. Doch warum hat sich etwas Vergleichbares zur Film- oder Literaturkritik nicht auch fuer Software entwickelt. Der Londoner Theoretiker, Kuenstler und Aktivist MATTHEW FULLER hat dazu ein Panel aus den "cultural studies" zusammengestellt, das durch die Analyse der immateriellen Arbeit durch den in Paris lebenden Philosophen MAURIZIO LAZZARATO ergaenzt wird. Keine Konferenz ueber Software-basierte Infrastrukturen kommt ohne die Themen Sicherheit und Datenschutz aus. Aus aktuellem Anlass werden sie um ein Gast-Panel der Heinrich Boell-Stiftung zur "Digitalen Signatur" ergaenzt. *** "Geistiges Eigentum" *** "Geistiges Eigentum ist die Rechtsform des Informationszeitalters," schreibt der amerikanische Rechtsgelehrte James Boyle buendig. Folglich werden Freiheitsphilosophien heutzutage nicht an Kirchentueren genagelt oder von den Zinnen eroberter Bastionen herab verkuendet, sondern nehmen die Form von Lizenzen an, also vertragliche Ausgestaltungen des Urheberrechts. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion ueber die Einfuehrung von Software-Patenten in Europa fragen die WOS 2 nach ihrer Bedeutung in der wirtschaftlichen Praxis. FRITZ TEUFEL (Direktor der Abteilung Patentwesen und Urheberrecht bei IBM Deutschland) berichtet aus der Erfahrung eines Unternehmens, das wesentliche Teile seiner Einnahmen aus Lizenzgebuehren erzielt. DANIEL PROBST (Wirtschaftstheoretiker an der Universitaet Mannheim) beleuchtet Sinn und Unsinn von Software-Patenten aus volkswirtschaftlicher Sicht. Ein Verter des Fraunhofer Instituts fuer Systemtechnik und Innovationsforschung stellt die bislang unveroeffentlichten Ergebnisse einer BMWi-Studie ueber den Einsatz von Patenten in deutschen Software-Firmen vor. Auf die vor kurzem verabschiedete Europaeische Urheberrechtsrichtlinie und ihre Konsequenzen fuer offenen Wissensaustausch und oeffentlichen Zugang gehen u.a. TILL KREUTZER (Rechtsreferendar und Mitarbeiter der Urheberrechtskanzlei Kukuk, Hamburg) und der US-amerikanische Cyberlaw-Experte LAWRENCE LESSIG (Stanford Universitaet) ein. Der Anthropologe CHRISTOPHER KELTY von der Rice Universitaet Houston hat zwei Panels zusammengestellt, in denen es um das Spannungsverhaeltnis von freier Wissenschaft und wissenschaftsgestuetzter Industrie sowie von Wissensvermarktung in der Ersten Welt und Biodiversitaet in der Dritten geht. Im Zentrum stehen beide Male die besonders brisanten Felder der Bio- und Gentechnologie. *** OEffentliches Wissen *** Bildung und Forschung in Schule und Hochschule und die Wissenssammlungen in Bibliotheken, Museen und Archiven galten bislang als vorwettbewerbliche Ressourcen, die in gesellschaftlicher Umverteilung allen zur Verfuegung standen. Der oeffentlich-rechtliche Rundfunk erhielt vom Bundesverfassungsgericht den Auftrag der "informationellen Grundversorgung". Staatliches Verwaltungshandeln soll nach vorherrschender Ansicht transparent sein. Der Druck durch leere oeffentliche Kassen und der Sog durch einen globalen Bildungs- und Wissensmarkt laesst die kommerzielle Verwertung oeffentlichen Wissens als einen Ausweg erscheinen. Doch welcher Preis muss die Gesellschaft dafuer bezahlen? Diese Frage diskutieren in sechs Panel unter anderm INGO RUHMANN (Projektleiter Schulnetz / IT WORKS der Initiative Schulen ans Netz des Bundesministeriums fuer Bildung und Forschung), THOMAS KRUEGER (Praesident der Bundeszentrale fuer politische Bildung), HANSJUERGEN GARSTKA (Berliner Beauftragter fuer Datenschutz und Akteneinsicht) und BRIGITTE ZYPRIES (Staatssekretaerin im Bundesministerium des Innern, verantwortlich fuer die eGovernment-Projekte der Bundesregierung). Eingeladen ist ferner der Intendant der ARD, FRITZ PLEITGEN. *** Offene Infrastrukturen *** Im abschliessenden Themenschwerpunkt der Konferenz werden die Grundlagen und die Infrastruktur der heutigen Wissensordnung fokussiert. Standards dienen der Interoperabilitaet von Menschen, Maschinen und Wissen. Auch bei ihnen stellt sich die Frage, wie offen oder geschlossen sie jeweils sind. Auch Geld ist eine kulturelle Konvention, die Austauschprozesse unter Menschen ermoeglicht. Wie muss das Geld aussehen, das einem offenen Austausch nach Art der freien Software entgegenkommt? Dieser Frage geht das von FELIX STALDER (Universitaet Toronto) zusammengestellte Panel "Open_Money" nach, auf dem u.a. KEITH HART (Anthropologe und Autor von "The Memory Bank: Money in an Unequal World") und MICHAEL LINTON sprechen werden, Erfinder des LETS-Konzepts (Local Exchange Trading Systems), das sich in Deutschland unter dem Namen "Tauschringe" verbreitet hat, und Mitbetreiber des japanischen Projektes Openmoney.org. Entgegen der weitverbreiteten Vorstellungen, dass die hochkomplexen Fragen unserer Zeit nur von wenigen Experten ueberschaut und entschieden werden koenne, zeigt sich an der freien Software die Qualitaet einer kollektiven Intelligenz. Auf diesem Panel beleuchten Vertreter sehr unterschiedlicher Disziplinen das Phaenomen: u.a. REINHARD DOEHL (Pionier und Theoretiker intermedialer und kollaborativer Dichtung), BRIAN MCCONNEL (SETI@Home, San Francisco) und THOMAS MACHO (Professor fuer Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universitaet zu Berlin). Schliesslich sollen aktuelle Grossvisionen einer freien Gesellschaft praesentiert werden. Dazu gehoeren die "GPL-Gesellschaft", die von STEFAN MERETZ und STEFAN MERTEN (beide Mitbegruender von Oekonux.org) vorgestellt wird, und die aus Japan stammende "New Associationist Movement", ueber die KENTA OHJI (der derzeit an der Sorbonne in Paris lehrt) sprechen wird. ### KONFERENZ ### Die dreitaegige Konferenz Wizards of OS 2 richtet sich an ein breites, an der digitalen Medienkultur und der Wissensgesellschaft interessiertes Publikum. Wir erwarten ca. 50 in- und auslaendische Referenten und Referentinnen und bis zu 1000 Teilnehmer aus so unterschiedlichen Bereichen wie Informatik, Biotechnologie, Recht, Kunst, Kulturwissenschaft, Wirtschaft und Politik. Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. Der Haupt-Track wird simultan uebersetzt. Schon vor der Konferenz wird es auf der BerlinBETA, <http://www.berlinbeta.de> am 31.8. ein WOS-Panel geben. Unter dem Titel "Freie Software-Metropole Berlin?" sprechen dort Vertreter von Unternehmen, die ihr Geschaeftsmodell auf freie Software aufgebaut haben, ueber den Brueckenschlag zwischen Bewegung und Wirtschaft. Erwartet werden: Andreas Bogk (Leiter Research & Development, Convergence integrated media GmbH, Berlin), Sebastian Hetze (Vorstand, Linux Information Systems AG, Berlin), Stephan Riedel (Geschaeftsfuehrer, Cluster Labs GmbH, Berlin), ein Vertreter des Wirtschaftssenats Berlin und Volker Grassmuck (Wizards of OS). ### KONTAKT ### Wer mehr wissen moechte, findet laufend aktuelle Informationen unter http://wizards-of-os.org. Ein monatliches Update erhaelt wer sich auf wos-announce@mikrolisten.de eintragen. Dazu eine Mail an majordom@eg-r.isp-eg.de senden, mit "subscribe wos-announce" im Textfeld. Anfragen auch an wos-crew@mikrolisten.de. Fuer die Wizards of OS Thomas Thaler ******************************** Wizards of OS 2 Offene Kulturen & Freies Wissen http://wizards-of-os.org/ Veranstaltet von Mikro e.V. http://mikro.org/ Bundeszentrale fuer Politische Bildung http://www.bpb.de/ AG Informatik & Gesellschaft der Humboldt-Universitaet zu Berlin http://waste.informatik.hu-berlin.de/ In Zusammenarbeit mit Chaos Computer Club Berlin (CCC), Debian Projekt, Institut fuer Rechtsfragen der Open Source Software (ifrOSS), Bootlab e.V., LinuxTag, Berliner Unix User Group (BUUG), Individual Network Berlin (IN-Berlin), German Unix User Group (GUUG), Heinrich-Boell-Stiftung, Netzwerk Neue Medien, C-Base Berlin, Transmediale Berlin, V2_Lab Laboratory for the Unstable Media Rotterdam, De Waag Society for Old and New Media Amsterdam, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Telepolis, Linux-Magazin, De:Bug, Mute u.a. Mit freundlicher Unterstuetzung durch Projekt Zukunft. Berlin in der Informatiosgesellschaft, eine Initiative des Berliner Wirtschaftssenats; Sicherheit in der Informationsgesellschaft, eine Inititive des Bundesministerium fuer Wirtschaft und Technologie; MiND ISP, Berlin; Institut fuer zeitbasierte Medien der Hochschule der Kuenste Berlin; Convergence integrated media, Berlin und Internet Spezialisten EG (i.G.) __________________________________________________________________ Do You Yahoo!? Gesendet von Yahoo! Mail - http://mail.yahoo.de ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste fuer Medien- und Netzkultur Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost Info: http://www.mikro.org/rohrpost Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de