normal-room on 3 Sep 2001 10:41:00 -0000


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[rohrpost] ftd.de - Börsen brechen nach EZB-Zinsschritt ein


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Börsen brechen nach EZB-Zinsschritt ein 
Aus der FTD vom 31.8.2001 

Trotz einer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die 
Aktienmärkte am Donnerstag eingebrochen und unterschritten langjährige Tiefstände. 

Die EZB senkte ihren wichtigsten Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 
4,25 Prozent. Nach der an den Finanzmärkten erwarteten Entscheidung gab es 
zunächst an den europäischen Aktienbörsen deutliche Verluste. Am Nachmittag 
setzten die US-Märkte sehr schwach ein. Ursache waren negative 
Gewinnaussichten großer Unternehmen sowie schwache Konsumdaten. Der Dow-Jones-Index 
fiel unter 10.000 Punkte. 

Nach den schlechten US-Vorgaben beschleunigte sich der Kursverfall. 
Am Neuen Markt verlor der Nemax-50-Index 5,5 Prozent und fiel 
zwischenzeitlich erstmals unter 1000 Punkte. Der Deutsche Aktien-Index (Dax) sank um 
2,7 Prozent und schloss mit 5162 Punkten auf dem tiefsten Stand seit 
Oktober 1999. 

Der Euro verlor nach der EZB-Entscheidung nur kurz, legte dann aber 
im Zuge des Einbruchs an den US-Aktienmärkten zu. Die Zinsen am 
Kapitalmarkt gaben in Europa leicht nach. 

EZB-Präsident Wim Duisenberg lehnte es am Donnerstag ab, die weiteren 
Zinspläne der EZB zu präzisieren. Die Finanzmärkte sind jedoch darauf 
eingestellt, dass weitere Schritte folgen werden. In den Kursen am Geldmarkt war 
am Donnerstag eine Zinssenkung auf 3,5 Prozent bis zum Frühjahr 2002 in 
den Kursen vorweggenommen. 

Negativer Konjunkturausblick verhagelte Stimmung 

Dass die europäischen Aktien nicht positiver auf den Zinsschritt der 
EZB reagierten, erklärten Händler mit dem negativen Konjunkturausblick, 
den die Notenbank gab. "Wir können nicht länger sagen, dass das 
Wirtschaftswachstum in diesem Jahr das Potenzialwachstum erreichen wird, das bei 2 bis 
2,5 Prozent liegt", räumte der EZB-Präsident ein. 

Niedrigere Zinsen wirken sich in der Regel positiv auf die 
Aktienmärkte aus, da die Zinsausgaben der Unternehmen sinken und der Konsum 
stimuliert wird. Beides führt in der Regel zu höheren Unternehmensgewinnen. 

Duisenberg verteidigte die EZB gegen den Vorwurf, die Auswirkungen 
der Konjunkturabschwächung in den USA lange Zeit unterschätzt zu haben. 
Als sich nach den beiden ersten starken US-Zinssenkungen im Januar 
Erwartungsdruck aufgebaut hatte, rechtfertigte Duisenberg am 1. Februar die 
abwartende Haltung der EZB damit, dass die Euro-Zone ein großer Wirtschaftsraum 
mit relativ geringer außenwirtschaftlicher Verflechtung sei: "Daher wird 
die Konjunktur des Euro-Raums hauptsächlich von binnenwirtschaftlichen 
Faktoren getragen", lautete damals noch die Linie der EZB. "Ich glaube nicht, 
dass wir die Auswirkungen unterschätzt haben", sagte Duisenberg. "Was wir 
unterschätzt haben, war die Länge und die Schwere des US-Abschwungs." 

Mitverantwortung der Notenbanken 

Der Internationale Währungsfonds (IWF) weist den Notenbanken in 
seinem neuen Weltwirtschaftsausblick, der der Financial Times Deutschland im 
Entwurf vorliegt, eine Mitverantwortung an der Wirtschaftsabschwächung zu. 
Gründe für den Einbruch sehen die Experten auch in der Straffung der 
Geldpolitik in den Jahren 1999 und 2000. Die US-Notenbank hatte zuletzt im Mai 
2000 die Leitzinsen erhöht, die EZB im Oktober 2000. Sollte sich die 
US-Volkswirtschaft schlechter entwickeln als erwartet, sei ein "tiefer und langer 
globaler Konjunkturabschwung" möglich. 

In den USA dürfte sich das Wachstum nach Ansicht der IWF-Ökonomen von 
1,5 Prozent in diesem auf 2,5 Prozent im nächsten Jahr beschleunigen. 
Damit würden die Vereinigten Staaten die Euro-Zone bereits wieder 
überflügeln, für die der Fonds Zuwachsraten von 2,0 und 2,4 Prozent erwartet. 
Schuld an dieser Entwicklung ist vor allem Deutschland, wo das Wachstum nach 
IWF-Schätzung mit 1,2 Prozent 2001 und 2,1 Prozent 2002 weiterhin 
unterdurchschnittlich ausfallen wird. 

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