Peter C. Krell on Fri, 3 May 2002 12:03:03 +0200 (CEST) |
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[rohrpost] Die Geburt der Computer- und Videospiele aus dem Geiste der Musik |
Die Geburt der Computer- und Videospiele aus dem Geiste der Musik All jenen, die die Zwischenzeichenstroeme der Gegenwart (in Anschluss an Deleuze/Guattari) fehlinterpretieren, sei die Lektuere Nietzsches Erstlingswerks "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" waermstens ans Herz gelegt. Dort finden sich eine Reihe von Erkenntnissen reflektiert, die die heutige Debatte um eine triviale mediengerechte Pauschalaburteilung aller Computer- und Videospiele philosophisch vor dem Hintergrund einer jenseits der reinen Ration stattfindenden Abendlandskulutr thematisierten (vgl. z.b. S.136 Passagen über den vordigitalen, theoretischen Menschen des alexandrinischen Kulturnetzwerks...). Vgl. dazu auch Vilém Flusser "Ins Universum der technischen Bilder", S.180 ff. und dazu Wilhelm Heitmeyer zur Frage des "Anerkennungszerfalls" in unserer Gesellschaft in "Die Zeit", Nr.12, 2002 sowie Frau Prof. Dr. Gieseke (HU) und das von ihr behandelte Paradigma des feinen Sadismus in der heutigen westlichen Wissenschaftskultur (gemeint ist damit die als genuesslich empfundene Daempfung jeglicher Euphorik)... Gedankensprung Obwohl ich als Halbkoreaner (Korea = Online-Gamer´s Paradies) habe Ego-Shooter-Spiele wie "Counterstrike" erst selten gespielt und finde dieses Spiel auch nicht besonders gut. Die ganze Zeit muss man durch irgendwelche Raeume durchlaufen und andere Leute abballern. Sonst gibt es so gut wie keine Handlung... Klar, macht irgendwie Spass, die virtuelle Gruppeninteraktion, aber wer sagt, dass dies nicht auch anders geht? Zum Glueck gibt es auch andere Spiele, auf die man seine modernen Hoffnungen setzen kan, wie zum Beispiel, dass im Hinblick auf die gegenwaertigen gesellschaftlichen Missstaende schon bald ein folgenschwerer Umdenkprozess einsetzen wird. Marschall Mc Luhan schrieb, eine Gesellschaft erkenne man an ihren Spielen. In Frage stehen - und dies nicht erst seit den Ereignissen in Erfurt - nichts geringeres als die epistemologischen Grundfundamente unserer Gesellschaft. Denn selbst ein s.g. lebenslanges Lernen wird in Zukunft nicht mehr hinreichen, dem allgemeinen Komplexitaetsanstieg gerecht zu werden. Gravierende Veraenderungen sind hier gefordert, denn das was diesen Jungen da in Erfurt (jenseits aller seiner Probleme) so an Computerspielen begeistert hat, dass es ihn vom Lernen abhielt, zeugte nichtzuletzt auch von einer mathematisch basierten Faszination, die eine moderne und global verstandene Wissenschaftskultur reappropriativ fuer ihre Zwecke einzusetzen in der Lage sein muss. Meine Untersuchungen behandelen die sich damit stellenden gesellschaftlichen sowie philosophischen Fragen eingehend und dies parallel zu den herrschenden Diskursen der rationalen Wahl, der Nutzenmaximierung und den teilweise zwanghaft empfundenen Handlungsoekonomien einzelner Player im internationalen Entwicklermarkt, dessen geisteswissenschaftliche Bereicherung mein erklaertes Ziel ist. (Ein ehemaliges Volk der Dichter und Denker ist zu wesentlich mehr in der Lage als stupiden Ballerogien!) Wenn dabei was fuer die Physik u.a. abfaellt - auch gut. In diesem Sinne: Aufbruch zu neuen, interaktiven Content-Konzepten im Geiste musischer Sinnlichkeit! Peter C. Krell Im Staate sind die Philosophen von heute Computeranwender auch Peter Sloterdjik et al. zu diesen Fragen wird man sich auch bei der heute und morgen stattfindenden, nicht oeffentlichen Games Academy Dozentenkonferenz Gedanken machen. http://www.games-academy.de/dozconfn.html ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste fuer Medien- und Netzkultur Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/