Katja Schroeder on Tue, 28 May 2002 11:56:07 +0200 (CEST)


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Title: "Art&Economy"- Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion
“Art & Economy³, 29. Mai, 18:30 Uhr in den
Deichtorhallen Hamburg


Die Ausstellung “Art & Economy³ stellt aktuelle Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Wirtschaft zur Diskussion. Das Projekt ist insofern ein Novum, da es versucht, das Thema nicht einseitig, sondern von verschiedenen, teilweise konträren Positionen her zu beleuchten. Die Ausstellung setzt daher auf der einen Seite bei dem Interesse zeitgenössischer Künstler für ökonomische Prozesse an. Auf der anderen Seite zeigt sie, dass die Wirtschaft nicht mehr nach rein ökonomischen Gesichtspunkten vorgeht, ohne dabei kulturelle Faktoren einzubeziehen: 50 Werke von 36 internationalen Künstlern stehen neben einer Präsentation über die Bedeutung und Rolle der Kunst in Unternehmen.. Auftakt der Ausstellung war die Reihe “Wirtschaftsvisionen³, in der Künstler mit einem Wirtschaftsunternehmen ihrer Wahl Kunstprojekte entwickelten. Auf Grund der Aktualität und Herausforderung des Themas wird “Art & Economy³ lebhaft und kontrovers in den Medien diskutiert.

Wir möchten diese Debatte in einer Podiumsdiskussion am Mittwoch, dem 29. Mai 2002, 18:30 Uhr in den Deichtorhallen Hamburg fortführen.

Podiumsteilnehmer:


Sabine Breitwieser
, Direktorin Generali Foundation, Wien

Alexander Farenholtz, Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung des Bundes, Halle an der Saale

Walter Grasskamp, Professor an der Akademie der Bildenden Künste München, München

Eva Grubinger, Künstlerin, Berlin

Axel Hecht, Chefredakteur art, Hamburg (Moderation)

Birger P. Priddat, Prof. für Volkswirtschaft u. Philosophie an der Universität Witten/Herdecke

Ingrid Roosen, Direktor PR, Culture Affairs, Montblanc International GmbH, Hamburg

Welche Bedeutung hat das Thema Wirtschaft in der zeitgenössischen Kunst? Wie definieren Künstlerinnen und Künstler ihren Umgang mit Unternehmen und wie bewegen sie sich im Spannungsverhältnis zwischen Kritik und Affirmation? Welche Ziele verfolgen demgegenüber die Unternehmen , wenn sie Kunst fördern und für sich beanspruchen? Welchen Imagegewinn verspricht sich die Wirtschaft von der Beschäftigung mit der Kunst? Dieser Fragenkatalog soll nach kurzen Eingangsstatements der Teilnehmer diskutiert werden.

Eintritt frei

Die Ausstellung “Art & Economy³ und der gleichnamige Katalog wurde ermöglicht durch
die großzügige Unterstützung von NORDMETALL, Verband der Metall- und Elektro-
Industrie e.V. Sie entstand in Kooperation mit dem Siemens Arts Program und ist bis zum 23. Juni 2002 in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen.

Veranstaltungsort:
Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstr. 1-2
20095 Hamburg

Info
www.deichtorhallen.de
Tel. 040 ­ 32 10 30

www.siemsensartsprogram.com
Tel. 089-63633610

Pressestimmen zur Ausstellung:

“Die Schau will zeigen, was Kunst und Wirtschaft gemeinsam leisten können, ohne gegenseitige Bevormundung. (...) Und in der Tat: Ist nicht das Atelier des erfolgreichen Künstlers, der seine Werke verkauft und damit vielleicht noch Helfer beschäftigt, auch ein Wirtschaftsbetrieb?³
Die Welt (Hamburg), 25. Februar 2002, von Gisela Schütte

“Der Zweck liegt vielmehr in einem zivilgesellschaftlichen Verantwortungsdiskurs, dessen Implikationen nicht weiter fraglich scheinen und zu dem sowohl die Kunst als auch die Wirtschaft mit Ideen, Werten und Kritik beitragen wollen. Der Zweck heißt für die Wirtschaft “Corporate Citizenship³ ­ und die Kunst trägt dieses Konzept offenbar willig mit. Würde diese Entwicklung nicht im Rahmen der freien Wirtschaft ablaufen, wäre man versucht das Wort “staatstragend³ zu benutzen. (...) Sie geht den Weg der konstruktiven Kritik. Konkret erwächst so in der Ausstellung “Art & Economy³ tatsächlich eine neue Nähe von Kunst und Ökonomie, der freilich die Kluft, die im Alltagsleben ohne Weiteres zwischen Wirtschaft und Politik oder Wirtschaft und Familie zu spüren ist, entgegensteht.³
taz, Die Tageszeitung, 5. März 2002, von Brigitte Werneburg

“So fraglos wie klaglos konstatiert die Schau die Paarung, als ob sie sich von selbst verstände. Die an sich empörende Tatsache, daß es praktisch keine Museumsausstellungen mehr gibt, keine Ankäufe und keine Präsentation von Kunst in öffentlichen Räumen, die ohne “private partnership³ oder “sponsoring³ auskommt, wird schlicht als Status quo akzeptiert. (...)
Auch nur der Gedanke, daß dieser Zustand Unbehagen schaffen könnte, weil die Bereitstellung von Kultur eine eminente Aufgabe des Staates ist, die von ideologischen und ­ genauso verheerend ­ laienästhetischen Einflüssen freigehalten werden sollte, kommt überhaupt nicht mehr auf. Die Frage nach der Rolle der Politik in diesem freien Spiel der Kräfte, etwa als einer Instanz, die unbedingt die Freiräume der Kunst zu gewährleisten hat, ist bei dieser “Standortbestimmung³ offenbar von vorneherein unanständig. Ehrliche zweisame Partnerschaft duldet eben keinen Dritten.³
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. März 2002, von Rose-Maria Gropp

“Die Gegenüberstellung von künstlerischer Emphase und nüchterner Geschäftswelt findet zwar immer noch Anhänger, aber keinerlei Deckung in der Realität. Der kreative Avantgardist, der früher Künstler war, ist vielleicht heute eher der Unternehmer. Aber wie halten es die Unternehmer mit der Kunst? Sie stellen sich gerne mit ihr dar, denn sie ist eines der “neuen Statussymbole der Macht³, die Wolfgang Ullrich in seinem Buch Mit dem Rücken zur Kunst unter die Lupe genommen hat.
(...) Der kunstliebende Unternehmer oder Politiker ist ein Drachentöter, der archaische Gewalt in kulturell wertvoller Energie umzuwandeln weiß.³
Konkret, Mai 2002, von Ludwig Seyfarth

“Die Kunst ist längst mehr als ein Statussymbol oder eine Demonstration gemeinnützigen Bürgersinns der Großunternehmen. (...) Eine genauere Analyse der heute so vielfältigen Interdependenzen zwischen den Männern mit den Geldkoffern und den auf Wertfreiheit pochenden Künstlern muss nicht immer zwangsläufig auf die altbekannte Kapitalismuskritik hinauslaufen. (...)
Beide spielen mit den Sehnsüchten der Menschen und bedienen sich dazu jenseits der Vermarktungsstrategien beispielsweise auch der Ästhetik, einer weiteren Schnittstelle zwischen Kunst und Wirtschaft.³
Süddeutsche Zeitung, 13. März 2002, von Veronika Schöne

“So gerät jede Partnerschaft mit der Kunst unweigerlich zur Auftragsarbeit mit dem Ziel der Attraktivitätssteigerung des Labels. Das ist nur deshalb problematisch, weil die Wirtschaft die Abhängigkeit der Kunst von der jeweiligen Unternehmensideologie hartnäckig leugnet.
(...) Nie war die Bereitschaft vieler Künstler so hoch, sich vom Kapital vereinnahmen zu lassen.
(...) Ja, doch dann verkauft sich die Kunst weit unter ihrem Wert, betrachtet man die Gelder, die Sponsoren in Kunst investieren im Verhältnis zu jenen, die sie für Werbung ausgeben. Insgesamt 600 Millionen Mark war ihr Kultursponsoring deutschen Unternehmen im Jahr 2000 wert ­ eine dürftige Summe im Vergleich zu den 60 Milliarden, die in die Werbung flossen.³
Der Tagesspiegel (Berlin), 20. April 2002, von Eva Karcher

“Zwar mag des Öfteren der Gedanke an die Geldquelle die Schere im Künstlerkopf aktivieren, doch die Freiheit und Kreativität sind minder eng verbunden als oft angenommen. Wer in glorreicher Unabhängigkeit faden Murks produziert, ist darum nicht besser als der Kollege, der sich einfallsreich an den Vorgaben einer Industriebestellung reibt.³
Tagesanzeiger (Schweiz), 18. März 2002, von Boris Hohmeyer

“In Hamburg präsentieren sich die eingeladenen Künstler ausnahmslos als ästhetisch avanciert, und sie tun dies, fürchte ich, sogar mit einigem Recht. Träfe das zu, dann zwänge uns das Desaster dieser Ausstellung, die Kunstentwicklung seit den sechziger Jahren kritisch zu überdenken und dabei auch die Frage aufzuwerfen, ob der Begriff der ästhetischen Innovation nicht längst zu einem Grundsatz verkommen ist, der das Entstehen aussagekräftiger Werke geradezu verhindert.³
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. April 2002, von Peter Bürger

“Die bildende Kunst hat ihre Deutungslosigkeit eingebüßt und muss sich mit ihren eigenen, nicht zuletzt ökonomischen, Widersprüchen herumschlagen. Die Werbung hat ihr im Kampf um “Mind share³ ­ den Marktanteil im Bewusstsein der Konsumenten ­ längst den Rang abgelaufen.
(...) Dennoch ist die Unterwerfung der Kunst unter die Ökonomie heute keine so vollständige, wie die “Dialektik der Aufklärung³ sie konstatierte. Vielmehr scheinen die Berührungsängste, das Spiel mit Nähe und Distanz, Verweigerung und Kommerz heute mehr denn je das eigentliche Thema der Kunst auszumachen, so sie denn auf gesellschaftliche Relevanz abzielt.
(...) Die Wirtschaft weiß, worauf man sich mit Künstlern einlässt, und dass sie immer die Hand beißen müssen, die sie füttert.³
Jungle World, 24. April 2002, von Holm Friebe

“Though there are critical pieces in the exhibition, even these further the aims of this exhibition by becoming part of an image campaign for a multi.national company. The exhibition about ŒArt & Economy¹ seems to cross the line between the two fields, turning everything into advertising.³
Art Monthly, Mai 2002, von Axel Lapp