das ende der nahrungskette on Fri, 7 Feb 2003 15:45:03 +0100 (CET) |
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[rohrpost] monochroms Nukleares Wochenende |
fuer alle in wien ansaessigen. ===cut=== monochroms Nukleares Wochenende Wir möchten am Samstag und Sonntag vor dem monochrom-Raum im MQ Wien (siehe Lageplan: http://quartier21.mqw.at/uebersichtsplan/index.html ) jeweils Filme vorführen, die uns schon längere Zeit ein Anliegen sind. Als Titel scheint uns "Nukleares Wochenende" sehr passend. Besucht uns doch an zwei hoffentlich (un)angenehmen Filmabenden, anschließend wollen wir jeweils eine kleine Diskussion veranstalten, wenn Interesse besteht. (Wisst's eh, Basisdemokratie.) ============================================= RASPAD (Der Zerfall) UdSSR, 1990 [DF] Regie: Michail Belikow "Raspad" (das russische Wort für Kollaps, Zerfall) titelt sich der 1990 fertiggestellte Film von Michail Belikow. Belikow arbeitete mit seinem Filmteam im Winter und Frühjahr 1986 in Kiew, während der Super-GAU in Tschernobyl geschah und verlor dort viele Kollegen, Verwandte und Freunde. Er beschloss - unter teilweise lebensbedrohlichen Bedingungen - sofort mit den Dreharbeiten für den Spielfilm "Raspad" zu beginnen. "Sowjetische Strahlung ist die beste der Welt". Inhalt: Kiew im April 1986. Der Journalist Shurawljow wird von dem Reaktorunfall in Tschernobyl überrascht, der sich eine Autostunde von ihm entfernt ereignet hat. Während das Land dem radioaktiven Fallout überlassen wird, herrscht nach innen Denkverbot und nach außen Nachrichtensperre. Der Journalist bemüht sich, Nebel und Lügen in beide Richtungen zu zerstoßen und dringt dabei bis in den Kern der Katastrophe vor. Er scheitert, nicht zuletzt an sich selbst. In Aufarbeitung der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vermittelt dieser Film in eindrucksvollen Bildern die nachfolgenden irreparablen Umweltveränderungen und appelliert gleichzeitig an die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderung. "Der Morgen macht mich klüger. Denn am Morgen ist nichts mehr, wie es war. Da gibt es nichts mehr zu feiern. Und du rauchst auf leeren Magen. Oder du trinkst - gegen deinen Kater." >> Vorführung am 8. Februar 2003, 19:30. --------------------------------------------- THREADS GB, 1984 (BBC World Enterprises) [OV] Regie: Mick Jackson (basierend auf einem Skript von Barry Hines) Diese britische Spieldokumentation hält sich bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Atomkrieg nicht zurück. Der Schauplatz ist die Industriestadt Sheffield und "Threads" schildert aus der Sicht von Ruth Beckett und ihrem Verloben Jimmy Kemp die Zeitspanne von zwei Monaten vor bis 13 Jahre nach der Massenvernichtung. Dem Zuseher wird eine plastische und verstörende Darstellung der mittelalterlichen Bedingungen, die nach eine solchen Auseinandersetzung herrschen würden, vorgesetzt, mit Hunger, nuklearem Winter, Seuchen, psychischem Trauma, Analphabetismus sowie mentaler und körperlicher Mutation. Anders als viele Filme dieses Quasi-Genres - wie "The Day After" - schleicht "Threads" nicht um die Konsequenzen des Atomkriegs herum, wie die Katze um den heißen Brei, "Threads" kommt geradewegs zum Punkt. Die Moral - soweit es eine gibt - von der Geschichte scheint zu sein, dass die Menschheit wohl in der einen oder anderen Form überleben würde, aber sie würde nicht hübsch anzusehen sein. Der Regisseur Mick Jackson setzt sehr gekonnt Standbilder, erzählte Handlung und Voiceover ein um dem Film den Anschein einer Dokumentation zu geben; so als würde man als Fliege an der Wand einen Blick auf das postapokalyptische England werfen. Manchmal sieht es so aus als würden einige der Bewohner dieser zerstörten Welt - besonders jene in den Standbildern - uns neidvoll anstarren. Natürlich hat die Welt sich verändert seit dieser Film entstanden ist, und die Politik des Kalten Krieges jener Zeit ist nun Teil der Geschichte. Aber nachdem weltweit immer noch über 20.000 Atomwaffen existieren hat "Threads" dennoch nichts von seiner Schärfe und Relevanz eingebüßt. Der Titel bezieht sich übrigens auf die gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Elemente, die die Gesellschaft zusammenhalten, voneinander und darauf, wie leicht diese komplizierten Verbindungen zerstört werden können. >> Vorführung am 9. Februar 2003, 19:30. ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/