Pit Schultz on Sun, 9 Feb 2003 04:25:09 +0100 (CET) |
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Re: [rohrpost] Nachtrag zum bootlab |
ihr verbindet hier die themen oberflaeche und programmieren, die wir in der M3 serie bewusst getrennt gehalten hatten. aber wieso auch nicht: da gab es die these von der regression der GUIs.. ein beispiel: man sieht bei apple klar eine aesthetische (marketing) strategie am werk. die 'brushed' alu oberflaeche der gehaeuse, die sich auf aqua digital fortsetzt, und in quicktime player zu den lustigen drehreglern und knoepfchen fuehrt, die dann wirklich keine low-level entsprechung im mechanischen der schaltkreise mehr haben, und im sinne des industriedesigns eher weniger funktional sind, weil sie mehr dem look dienen, und sowohl eine anmutung sowohl von 'home entertainment' als auch 'buerouemgebung' transportieren, d.h. selbst an meinem arbeitsplatz macht arbeiten soviel spass wie fernsehen, oder so aehnlich. es geht also beim appleprodukten nicht bloss um die hardware und die software 'an sich' sondern entsprechend zu anderen 'design-lastigen' produkten (nike, bmw) um die 'kultur des produkts' eben hier dem 'digital livestyle'. es ist anzunehmen dass der ruf des innovation, die sich in der figuar steve jobs manifestiert, hauptsaechlich in einer kulturellen strategie liegt, die sich auch auf die architektur des programmierens selbst auswirkt, darauf wie sich programmierer/user selbst sehen, bzw. sie von anderen gesehen werden. im anschluss an solche strategien koppeln sich entscheidungen die identifikations modelle vorhandener 'technischer kulturen' in das produkt integrieren, immer im blick den eigenen 'brand' voranzutreiben. das phaenomen apple muss insofern einer kittlerischen aufklaerung entgleiten, denn es gibt hinter der oberflaeche nichts anderes zu entdecken als vor der oberflaeche. auf allen ebenen ist die produktphilosphie apples wirksam, eine eigene kultur zu praegen, und nicht bloss ein hochfunktionables produkt. ebenso wie apple damals xerox die fensterumgebung abgeschaut hat integriert es jetzt freebsd und opensource, nicht bloss aus technischen gruenden, oder direkt wirtschaftlichen, sondern weil die diskurse um 'freie' oder nicht freie software diese entscheidung als 'kulturellen' mehrwert in das produkt einbringen. damit ist es kein wunder dass MAC-OS in der kulturproduktion (grafiker, musiker) das beliebteste betriebsystem derzeit ist. dieser 'kulturelle' mehrwert ist es auch den microsoft mit viel marketing nicht im stande ist zu generieren (xbox). umgekehrt gibt es eine spezifische kultur der freien software welche ueberhaupt die existenzbedingung der selben ist. solche vor allem oekonomischen phaenomene, auch wenn der kulturbegriff dabei reichlich schwammig ist, muessten den kulturwissenschaftler doch gelegentlich auch interessieren. ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/