gunther dietrich on Sun, 27 Jul 2003 21:01:15 +0200 (CEST) |
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[rohrpost] Inszeniertes Hören - Ring der Nibelungen - Internetradio |
Hallo, sehr gerne stelle ich Euch das Projekt "Inszeniertes Hören - Ring der Nibelungen" vor. Für uns ist es von grossem Interesse das Medium Internet-Radio in die gesamte Inszenierung einzubinden. Konkret heisst das, daß wir auf der Suche nach einer Internet- Radiostation sind, welche am 13.09.2003 den 3. Akt Walküre für die Dauer von 65 Minuten live streamen würde. Vorstellbar wäre auch eine durchaus weiterfassende Zusammenarbeit - was die Promotion, Archivierung und künstlerische Mitarbeit angeht. Ich freue mich auf jede Anregung oder Hinweis ! danke Gunther Dietrich (Projektleitung Internet) ---------------------------------------------------- Ein Projekt von Berthold Schneider Projektbeschreibung: Richard Wagner - Der Ring des Nibelungen Inszeniertes Hören Die musikalischen Dramen und Opern von Richard Wagner sind derzeit in großer Anzahl sowohl live in den Opernhäusern und Konzertsälen zu erleben als auch als industriell gefertigte Tonaufnahmen. Das vorliegende Projekt basiert auf dem Widerspruch, dass fast ausschließlich der Bereich der Live' Aufführung im öffentlichen Interesse steht, obwohl davon auszugehen ist, dass quantitativ das Hören der Aufnahmen den Besuch der Aufführungen überwiegt.Das private Hören unter jeweils neuen thematischen Ansätzen zu einem öffentlichen Vorgang zu machen, erzeugt die dem Projekt zugrunde liegende Spannung. Das Projekt DER RING DES NIBELUNGEN macht diese Überlegungen zum Ausgangspunkt einer zyklischen Aufführung der etwa15 Stunden dauernden Komposition. In einer Serie von 10 Abenden werden die Akte des Zyklus' (RHEINGOLD, WALKÜRE I'III, SIEGFRIED I'III, GÖTTERDÄMMERUNG I'III) einzeln an jeweils einem Abend innerhalb von 10 Tagen in der Staatsbankberlin als Schallplattenkonzert aufgeführt. Jeder Abend wird das Mammutwerk unter einem anderen thematischen Aspekt (z.B.: "Wagner's Musik als Text", "Bayreuth ' Palais Garnier ' Die Architektur der Musik", "Der 'Ring im Film", "Wagner in der akustischen Fotografie" etc.) untersuchen. Die Aspekte des Rezeptionsverhaltens sowie des technischen Mediums stehen im Mittelpunkt des Interesses. Darüber hinaus wird das Projekt einen kaleidoskopartigen Überblick über die Wagnerinterpretation im 20. Jahrhundert zulassen. Ohne Vollständigkeit anzustreben werden sich anhand der exemplarisch vorgestellten Aufnahmen Tendenzen und ästhetische Grundkonzeptionen des Jahrhunderts ablesen lassen. Gesangstechnik und Orchesterspiel sind nur einige weitere Aspekte. Die Ausklammerung der privaten Rezeption aus der öffentlichen Wahrnehmung geht einher mit einer Reduktion der technischen Medien! Waren bis vor wenigen Jahren konkurrierende Systeme wie LP, MC und CD auf dem Markt hat sich jetzt eine ausschließliche Entscheidung zu den digitalen Medien vollzogen. Einzig übgriggebliebener analoger Mitbewerber ist derzeit noch das Radio. Als Abspielgeräte kommen lediglich die Originalgeräte für das jeweilige Medium zum Einsatz: Zylinder'Grammophone sind in der Musikethnologischen Sammlung Berlins vorhanden und wurden uns für unseren Zweck in Aussicht gestellt. Ein Konzertgrammophon ist in der privaten Sammlung eines Dänischen Sammlers in Kopenhagen vorhanden. INSTALLATION: Die Installation wird versuchen die Sphäre des Privaten mit der einer öffentlichen Aufführung zu Verschmelzen. Die Architektur der Staatsbank Berlin bildet dazu den idealen Rahmen: Für jeden Akt der Tetralogie wird eine neue Installation in der sich die Zuschauer bewegen erarbeitet. Dafür stehen der Große Saal, der kleine Saal sowie der Säulensaal zur Verfügung. Auf klassische Stuhlreihen wird weitestegehend verzichtet, stattdessen können z.B. bequeme Polstermöbel, Getränke etc.ein Ambiente schaffen, das einer großen Anzahl von Zuhörern eine quasi private Atmosphäre bietet. An zehn aufeinanderfolgenden Abenden wird in Bezug zur fortschreitenden Handlung des Musikdramas eine Sequenz von Situationen präsentiert, die Atmosphäre und Inhalt des Werks umsetzen. Der Zuschauer in der Staatsbank erlebt die Musik, Handlung, Thema in immer neuen architektonischen- und Installationszusammenhängen. Über den gesamten Projektzeitraum werden sich Spuren der bereits gezeigten Abende akkumulieren. Eine Video-Dokumentation wird sukzessive aufbauend auf 11 Monitoren die vergangenen Abende präsent halten. TECHNIK: Seit der frühesten Zeit der Schallplattenaufnahme sind Wagner- Einspielungen bekannt. Schon auf den Edison-Zylindern finden sich Auszüge aus seinen Werken - vor allem aus TANNHÄUSER. Die bis in die zwanziger Jahre hinein bestehende technische Beschränkung einer Aufnahme auf lediglich 2 bis 4 Minuten sowie die beschränkten Möglichkeiten der maschinellen Reproduzierbarkeit geben eine Idee von den Herausforderungen, vor denen die Industrie am Beginn des 20 Jahrhunderts stand. Diese Herausforderungen spiegeln sich in ihrer jeweils spezifischen Form in der Weiterentwicklung und Erfindung neuer Reproduktions- und Vervielfältigungstechniken. Das vorliegende Projekt wird diese Schritte in einer Konzertsituation wieder hör-und erlebbar machen. An einem Abend werden DJ's die dargestellte Musik aufnehmen und in ihrem Medium weiterverarbeiten: Das Konzert mit Tondokumenten verlängert sich in eine zeitgenössische Live'Aufführung. VERWENDETE TONTRÄGER: Edison Walze, Emile Berliner Grammophonplatten, Schellack'Platte, LP, MC, Magnettonband, CD, Minidisc, mp3, Internet live-stream, Radio, Filmtonspuren. Die historischen und zeitgenössischen Medien werden nicht chronologisch eingesetzt sondern nachdem exemplarischen Charakter von Interpretation und verfügbarem Medium ausgewählt. So kann zum Beispiel nach einem 2. Akt SIEGFRIED aus dem Internet der dritte Akt dieser Oper von einer Schellackplatte erklingen. Die Tonträger werden original eingesetzt: z.B. ist eine Kooperation mit einem Radiosender geplant, der an einem Abend den betreffenden Akt aus dem RING öffentlich ausstrahlt und die Besucher der Staatsbank können die Musik aus mitgebrachten und vorhandenen Radios empfangen. FAZIT Das Projekt wird in beisher unbekannter Weise die Zuschauer für die verwendeten Medien sensibilisieren: Alle historischen technischen und künstlerischen Entwicklungsschritte werden eindrücklich erfahrbar. Das Projekt erlaubt einen Blick auf den RING als Gesamtes, wie er bei einer Theaterproduktion nicht möglich ist: Der gesamte Rezeptionskomplex bildet einen wichtigen Bestandteil und kann hier erstmals innerhalb eines künstlerischen Projektes aufgearbeitet werden. Das Projekt führt erstmals Künstler zusammen, die zwar jeweils entscheidend für Aufführung, Rezeption etc. des RINGES sind, aber noch nie gemeinsam in einem Aufführungsprojekt zusammengeführt wurden. ---------------------------------------------- Veranstalter: Labor für angewandte Musik e.V. staatsbankberlin Französische Str 34, 10117 Berlin Fon/Fax 0049 (0)30 39808899 staatsbanberlin@snafu.de ZEITPLAN: Präsentationszeitraum: 10.09. bis 19.09.2003. Anzahl der Aufführungen: 10 aufeinanderfolgende Abende Probenzeit: 24.08 bis 09.09.2003 AUFFÜHRUNGSORT: staatsbankberlin (eigene Spielstätte) Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds --------------------------------------------------------------- NAMEN UND FUNKTIONEN DER MITWIRKENDEN: Idee und Inszenierung: Berthold Schneider Installation: Veronika Witte Historische Aufnahmemedien: Aleksander Kolkowski Schallplattenkünstler: Claus van Bebber Wissenschaftler: Christian Thorau Sounddesign: Anke Erhard Andre Oertel Videodesign: Lillevän Pobjoy Internet: Gunther Dietrich Video'live'dokumentation: Josey Bott Licht: Rainer Grönhagen Produktionsleitung: Ludger Orlok Öffentlichkeitsarbeit: Sabine von Toerne Projektassistenz: Caroline Meyer Dramaturgische Assistenz: Barbara Ehrhard Organisationsassistenz: Sebastian Cantzler Technische Leitung: Rainer Grönhagen Realisation: Zolle ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/