sascha brossmann on Tue, 20 Jan 2004 23:03:01 +0100 (CET) |
[Date Prev] [Date Next] [Thread Prev] [Thread Next] [Date Index] [Thread Index]
Re: [rohrpost] ZKM/Filmvorführung/\\medien\kunst\rolle |
-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE----- Hash: SHA1 guten abend zusammen, Am 20.01.2004 um 14:37 schrieb Irina Koutoudis: > Do 29.01.04, ZKM-Medientheater, 20 Uhr ist nicht das ganze zkm eigentlich ein einziges grosses medientheater? >;-> SCNR > Der besondere Reiz besteht darin, dass Videokunst, die bisher nur im > Fernsehen zu sehen war, auf das Medium Kino übertragen wird. (ob das wirklich so ein reiz ist? s. weiter unten) mich würde auch mal interessieren, *wo* im fernsehen ich bisher videokunst sehen konnte. ich persönlich habe videokunst bisher eigentlich immer nur auf irgendwelchen festivals, ausstellungen etc. wahrgenommen, aber eher nicht im fernsehen. obwohl, stimmt nicht ganz, da gab's mal dem orf sei dank "van gogh tv", meinem vagen gedächtnis zufolge eine der m.e. brauchbarsten sachen, die die ars electronica in ihrer geschichte so hervorgebracht/gefeatured hat, aber vielleicht konstruiere ich hier auch mangels konkreterer erinnerungsbilder im kopf eine utopie und die ars hat niemals etwas wirklich brauchbares hervorgebracht, sondern immer nur lustige pixaranimationen (obwohl ich deren entertainment-faktor wirklich sehr schätze!), computergerenderte fahrten durch immer wieder neue röhren (ungefähr das äquivalent zu bahnfahrten - sprich gleise und tunnel - im independent-off-film-bereich) oder vor technischem selbstzweck strotzende siemenswerbeträgerarbeiten. (und ja, das *ist* einseitige und ausgewogene polemik.) > Mit Hi8 oder MiniDV aufgenommene Bilder erobern die grosse Leinwand > und ignorieren die sonst, im Kino üblichen, Qualitäts-Standards in > Bild und Ton. Künstlerische Freiheit und Kreativität statt technischer > Perfektion lautet die Devise. meine güte, wie aufregend, wow! bloss erinnert mich diese aussage verdächtig an die ganz reale praxis von jahrzehnten künstlerischer (schmal)filmproduktion. abgesehen davon, dass auch im fernsehen in der regel hi8- oder minidv-produktionen genausowenig nicht laufen, weil die nach ansicht der meisten dort arbeitenden techniker "nicht sendefähig" sind. noch etwas, was (verzeihung!) nur bedingt etwas mit der ursprungsmail zu tun hat: was das nicht-einhalten von "qualitäts-standards" mit "künstlerischer freiheit und kreativität" zu tun hat, habe ich 'eh noch nie verstanden, ganz ernsthaft. mir hat nie jemand dieses in meinen augen höchst halbgare, treudoofe pseudo-guerilla-konzept für mich nachvollziehbar erklären können, warum künstler angeblich dazu neigten, arbeiten möglichst bescheidener technischer qualität zu produzieren, was meiner beobachtung nach häufig zu dem fatalen umkehrschluss führt, in die produktion einer arbeit müsste nur genügend unverständnis der bedingungen der materie mit einfliessen, um einem künstlerischen anspruch zu genügen. ich sage damit wohlgemerkt nicht, dass eine verweigerung gängiger "sauberkeits"ansprüche nicht auch höchst legitim, künstlerisch absolut notwendig undsoweiter sein kann, ganz im gegenteil. bloss scheint mir das oft nicht unbedingt eine (im volkspsychologischen sinn) "freie" oder "bewusste" entscheidung zu sein. genau wie auch einiges von dem was ich an videokunst gesehen habe eigentlich das medium nicht unbedingt braucht, sondern imho auch auf z.b. 35mm-film genauso (oder sogar besser) funktionieren würde und die entscheidung pro video wohl eher eine der produktionskosten war/ist. auch das: vollkommen legitim. nur würde ich dem dann nicht notwendigerweise das etikett "videokunst" verpassen. was mich - mit einem weiteren gedanklichen haken - auch dazu bringt, den obenstehenden "besonderen reiz" für gar nicht so reizvoll zu halten, sondern eher für ziemlich problematisch, da meines erachtens das übertragen einer (künstlerischen) arbeit in ein anderes medium die arbeit *an sich* mehr oder weniger (je nach bindung an das gewählte medium) stark verändert, zumindest sofern eine "bewusste" wahl für ein bestimmtes medium getroffen wurde. und wann kriegen wir eine 90jahre-net.art-retrospektive im kino auf der grossen leinwand? jodi-browsergeflacker, doom-engine-hacks, <blink> & co. ganz mediengerecht im breitwandformat (oder am besten im imax)? *das* wäre doch auch mal was! >;-> > Mit der medien\kunst\rolle soll nicht zuletzt auch ein neues Publikum > angesprochen werden, das Fernsehen wenig oder gar nicht nutzt. hm, "eine neues(!) publikum", das "fernsehen nicht nutzt", gibt es das denn? oder trifft das nicht eher auf eine handvoll alt68er zu, die das massenmedium gewordene *böse* immer noch nicht in ihr haushaltsbiotop hereingelassen haben? herzliche grüsse sascha - -- :: 01@brsma.de ::. :: .. :... . .... . . . . . . :: www.brsma.de :: ..: .:. . :.. ..: . . . . . . :: icq #121790750 ::.: .:. :. ::. .. . .. . . . . :: public key id 0x2EA549A0 ::.. :: . . . . .. . . . -----BEGIN PGP SIGNATURE----- Version: GnuPG v1.2.4 (Darwin) iEYEARECAAYFAkANoeQACgkQU/s4iC6lSaDQKQCfQbfZANHrsmwBMVISVXdiWriE 2osAoN0v7LQSsgjzlxEyilNqzFKiL1aR =2utw -----END PGP SIGNATURE----- ------------------------------------------------------- rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/ Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/