Manuel Bonik on 15 Sep 2000 23:19:43 -0000


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Re: [rohrpost] TOTALITARIAN INTERACTIVITY


Nachricht geschrieben von Stefan Heidenreich
>Man sollte die Church-Turing-These, bei der es um Berechenbarkeit im
allgemeinen geht ( und die durchaus einiges als nicht-berechenbar
ausschließt), nicht mit dem Turing-Test verwechseln. 
Turing schrieb 1950: "Meiner Meinung nach wird es in ca. 50 Jahren
möglich sein, Rechenmaschinen mit einer Speicherkapazität von ungefähr
10^9 zu programmieren, die das Imitationsspiel so vollendet spielen,
dass die Chancen für einen durchschnittlichen Spieler, nach einer
fünfminütigen Fragezeit die Identifizierung herauszufinden, nicht höher
als 7 zu 10 stehen." Alan Turing: Rechenmaschinen und Intelligenz. In:
Intelligence Service. Schriften. Berlin 1987.
Die durchschnittliche Speicherkapazität (RAM) ist 64 MB = 0,5 *10^9 Bit.
Da lag Turing etwa richtig. Beim Rest kaum.

Der Gedanke, daß Maschinen Menschen ersetzen, ist ziemlich alt. La
Mettrie stellt sich 1747 die Mensch-Maschine noch aus Rädchen & Mechanik
vor. Die Ersetzbarkeit ist jeweils partiell und spiegelt die
"Maschinenphantastik" wieder, in man glaubt, die Lage beschreiben zu
können. Als Betrachter wäre man ja im Zweifelsfall ebenfalls Opfer der
Ersetzungslogik.

Gruss,
Stefan Heidenreich<

Das klingt so, als wuerde der Umstand, dass es nicht-berechenbare
Funktionen gibt, dem Menschen irgendwelche besonderen Weihen verleihen.
Aber aus der Church-Turing-These folgt ja erstmal (im Umkehrschluss), dass
fuer Turing-Maschinen nicht berechenbare Funktionen auch fuer Menschen
nicht berechenbar sind, und da wuesste ich um kein Gegenbeispiel. Die
Existenz nicht-berechenbarer Funktionen spricht fuer das Gelten der
CT-These.
Und irgendwelche falschen Prognosen Turings fuer seinen behavioristischen
Test sagen uns in diesem Zusammenhang auch nichts. Intelligenz ist eine
komplizierte Angelegenheit, und aus den Erfolg von Turing-Tests koennen wir
sicher noch viel laenger warten, als so schlechte Psychologen wie Turing
oder Joy and the likes mein(t)en.
Interessant waere die Frage danach, was denn z.B. ein "Betrachter" tut. Und
eine praezisere Antwort liefe wiederum darauf, dass "Betrachten" auch von
einer Turing-Maschine getan werden koennte. Das waere dann schon ein Modul
fuer das Programm (je nach Praezisierung auch: individueller) "menschlicher
Geist".

Manuel Bonik
  
 

 

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