Anne Schreiber on 16 Jan 2001 21:51:09 -0000 |
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[rohrpost] Berliner Gazette, 17.01. |
Porno-Text im Internet oder: >>Incest between mother and daughter, some watersports and scat.<< [ ] E-Glosse: Ulf Schleth, Medienunternehmer [1] Porno ist im wesentlichen der Ausdruck eines vorhandenen gesellschaftlichen Wunsches nach einfachem Sex, oder vielmehr, auf unkompliziertem Wege an die Moeglichkeit, Sex zu haben, heranzukommen. Den Ruf, den Porno-Videos haben, hat die alte Geschichte, Maenner seien im allgemeinen visueller orientiert als Frauen mitbegruendet. Vielleicht ist es aber auch andersherum. Es ist bekannt, dass uebermaessiger Genuss von Porno zu beischlafsmaessigen Verhaltensstoerungen fuehrt. Frauen, die zuviel Pornos sehen, fangen irgendwann an, beim Sex u.a. ohrenbetaeubende Stoehngeraeusche von sich zu geben, obwohl sie vom Orgasmus soweit entfernt sind wie der Nord- vom Suedpol. Maenner, die zuviel Pornos sehen, vergessen irgendwann voellig, was Zaertlichkeit ist, und in ihren Koepfen wird jedes Interesse an der Weiblichkeit zu einer theoretischen Groesse. Eine der groessten frei verfuegbaren Quellen fuer Porno sind nach wie vor die Spam-verseuchten Newsgroups. Das gilt auch fuer Porno-Texte im Internet [2]. Taeglich gibt es Hunderte neue Sex-Stories von eifrigen Hobbyliteraten. Eine schwer verdauliche Literatur wie z.B. >Hot Dog<, die Geschichte einer 14jaehrigen, die sich mit Vorliebe Wuerstchen in die Vagina schiebt, mit denen sie dann wiederum ihren Hund 'Buster' zu fuettern beginnt. Es bleibt nicht dabei und irgendwann darf Buster sein eigenes Wuerstchen dem Frauchen reinstecken. Besonders beliebtes Genre sind die Inzest-Stories [3]. Vor allem Mutter-Sohn und Bruder-Schwester-Kombinationen, aber auch der Grossvater und seine Enkelin muessen mal ran. Gluecklicherweise gehen viele Autoren dazu ueber, eine Kurzbeschreibung der wesentlichen Sexualpraktiken an den Anfang der Geschichte zu legen, so dass man weiss, was einen erwartet. [8] Damit sind wir bei dem, was Pornographie im Internet von der herkoemmlichen unterscheidet: Sie ist leichter zu erreichen, sie ist extremer und kennt noch weniger Grenzen. Ist ein Inzest-Text Kinderporno im rechtsmaessigen Sinne? Natuerlich nicht, die Gedanken sind frei, wie man weiss, und Gedanken niederzuschreiben, seien sie noch so stumpf, ist ein kreativer Prozess. Andererseits muss auch klar sein, dass die Grenze zwischen Kinderporno-Text einerseits und Bildern/Video andererseits fuer manche Leute allzuleicht zu ueberwinden sein wird. Wer sich ein Kinderporno-Bild, ein Snuff-Video oder etwas aehnlich Entsetzliches zur eigenen Stimulierung verschafft, macht sich zum Mittaeter. Man kann wohl davon ausgehen, daß in 99,9% aller Faelle Menschen, die zu solchen sexuellen Handlungen gebracht werden, schrecklich darunter leiden. Was darueber hinaus mit Kindergehirnen passiert, die ueber das Internet an solche Stoffe gelangen, und im Internet kann ja jeder an alles gelangen, ist noch eine ganz andere, wichtige Frage. Viele deutsche Internet-Provider haben saemtliche Sex-Newsgroups von ihren Festplatten geloescht. Das ist selbstredend Zensur und betrifft auch gynaekologisch-wissenschaftliche Newsgroups. Ganz abgesehen davon ist es nicht moeglich, mit Webseiten so zu verfahren. Bleibt eigentlich nur noch das Internet-Verbot fuer Kinder. Oder Internet-Nutzung nur unter Aufsicht. Oder einfach, den eigenen Sproessling hinreichend aufzuklaeren. Eine Platzwunde in der Unterlippe hat einen grossen Vorteil: Wenn einem ploetzlich Dinge, die am meisten Spass machen, weh tun, merkt man, wie wichtig diese Dinge sind und wie sehr sie einem fehlen koennen. Ich konnte jetzt zwei Wochen lang nicht kuessen. Erst jetzt weiss ich, dass Sex ohne Kuessen einfach nicht praktikabel ist! Da fragt man sich doch, wie die Heerscharen der Freier dem Sex mit ihren Huren ueberhaupt etwas abgewinnen koennen. Sex kann nicht funktionieren ohne Zaertlichkeit und auch dann nicht, wenn der Sex im Vordergrund steht und nicht der Mensch, mit dem man ihn hat. Genau diese Dinge fehlen im Internet-Porno. Von kleinen Ausnahmen mal abgesehen, wie in "Captain, oh mein Captain", einer Geschichte, in der Captain Picard es mit einer Ausserirdischen treibt, die sich in ein Pferd verwandelt hat: "Warum versuchst Du Dich dem erotischen, primitiven und animalischen Teil Deiner Persoenlichkeit zu widersetzen, Jean Luc?" [4] 1. mailto:us@thing.de 2. alt.sex.stories 3. alt.sex.incest 4. z-netz.alt.erotik.geschichten 5. http://www.arcticera.com/stories 6. http://www.incestdreams.com 7. http://www.free.erotic-storiez.com 8. http://www.smother.com Fuer die kommenden Tage sind folgende Termine in Deinen Kalender aufzunehmen: Mi - 17.01. B u c h p r a e s e n t a t i o n : Frank Roost stellt >>Die Disneyfizierung der Staedte<< vor, sein Buch zu Grossprojekten der Entertainmentindustrie am Beispiel des New Yorker Times Square und der Siedlung Celebration in Florida: >>Angesichts der wachsenden Bedeutung der Tourismus- und Freizeitindustrie entwickeln sich die Zentren vieler grosser Staedte zu inszenierten Einkaufs- und Unterhaltungsbereichen. Bei deren Gestaltung und Organisation dienen haeufig die Disney-Themenparks als Vorbild. Dies nutzt die Walt Disney Company, um nun auch selbst in den Stadtplanungssektor in den USA zu expandieren. << Ort: pro-qm [http://www.pro-qm.de], Alte Schoenhauser Str. 48, 20:30 Uhr. Do - 18.01. L e s u n g : Stefan Wirners >>Berlin Hardcore<< (ISBN: 3-9804471-9-7) ist das Buch zum neuesten Berlin und der dazugehoerigen Republik. Es ist ausschliesslich aus Saetzen montiert, die Zeitungsartikeln, Essays und Reden der letzten Jahre entnommen wurden. In beiden deutschen Rechtschreibungen bietet es ein Bild des Schreckens: in allem, jedem und in mehr ist Berlin groesser, besser, weiter. Gerade durch die Montage entlarvt sich die Dummheit und der Zynismus, der hinter dem Jubel waltet. >>Berlin Together, Berlin Emotion, Berlin Special und Berlin Power. Berlin direkt. BerlinBerlin.<< Ort: KATO im U-Bahnhof Schlesisches Tor, 20 Uhr. Fr - 19.01. V e r n i s s a g e : Sybille Kesslau zeigt in ihrer Ausstellung drei Panoramafotografien und eine Skulptur, die waehrend der Eroeffnung als Bar dient. Beide Arbeiten verwenden Chipsletten als bildbestimmendes Material. Waehrend bei der Skulptur die Chips Ruecken an Ruecken eine greifbare Flaeche formieren, bewegen sich die Fotos in einer Art Zeitschleuse und formulieren historische Bezuege von roemischen Schuppenpanzern ueber klassische Reiterstandbilder bis hin zur heutigen >>medialen Schlacht<<. Der in einer Chipslettenuniform auf einem Pferd sitzende Co-Galerist als Motiv kontrastiert Geschichte und konsumorientierte Knabber- und Bierkultur im heutigen Ausstellungsbetrieb. Ort: Koch und Kesslau [http://www.kochundkesslau.de], Weinbergsweg 3, 20 Uhr. Bis naechste Woche, Anne Schreiber mailto:anne.schreiber@student.hu-berlin.de PS: Einen Intelligenz- und Schnelligkeitstest der etwas anderen Art kann man jetzt auf der Website von meinberlin.de machen [1]. Rechtzeitig zur Bezirksfusion von Prenzlauer Berg und Pankow zum neuen Stadtteil - ja, das wird nicht verraten - kann man sich im Quiz auf Ortskundigkeit testen lassen. Leider gibt es keine Reise ins Buergermeisteramt oder nach Neukoelln zu gewinnen. Wer mitmacht, lenkt sich von der Arbeit ab. Just for fun! 1.http://www.meinberlin.de/pubs/gewinnspiele/pageviewer.asp?TextID=15321 [ ] Impressum Berliner Gazette - das woechentliche Mini-Feuilleton im elektronischen Briefformat, wird von http://www.kulturserver.de herausgegeben [ ] Redaktion Berliner Gazette Penelope Grabowski Ulrike Rogler Anne Schreiber Krystian Woznicki (V.i.S.d.P.) [ ] An/Abmelden http://www.kulturserver.de/cgi-bin/newsletter ---------------------------------------------------------- # rohrpost -- deutschsprachige Mailingliste fuer Medien- und Netzkultur # Info: majordomo@mikrolisten.de; msg: info rohrpost # kommerzielle Verwertung nur mit Erlaubnis der AutorInnen # Entsubskribieren: majordomo@mikrolisten.de, msg: unsubscribe rohrpost # Kontakt: owner-rohrpost@mikrolisten.de -- http://www.mikro.org/rohrpost